Teams sind mehr als die Summe ihrer einzelnen Teile. Die richtige Auswahl einzelner Mitglieder ist nicht alles, was zählt. Teambuilding kann vorhandene Teams zusammenschweißen, die Zufriedenheit der Mitglieder erhöhen, die Zusammenarbeit verbessern und die Leistung steigern. Soweit die Theorie. Und ganz nach dieser Theorie gibt es unzählige Angebote, Aktivitäten, Events, Übungen und Spielchen für Teamentwicklung. Aber: Welche Teambuilding-Maßnahmen wirken wirklich?
Damit befasst sich dieses Kapitel. Es erarbeitet eine Definition für Teambuilding und gibt einen Überblick über Teambuilding-Maßnahmen. Dabei wirft der Text einen sehr kritischen Blick auf verbreitete Teambuilding-Aktivitäten und Angebote. Er zeigt neue Wege auf, wie modernes Teambuilding wirklich nachhaltig und seriös gelingt.
Autor: Diplompsychologe Professor Dr. Florian Becker
In diesem Beitrag:
Was ist Teambuilding? Definition
Was bedeutet Teambuilding? Es gibt verschiedene Definitionsversuche von Teambuilding. Manche definieren Teambuilding als Zusammenstellung eines Teams aus geeigneten Personen. Sie betrachten es als Teambildung im Sinne der Bildung eines Teams aus verschiedenen Personen. Andere fokussieren sich auf das Ansetzen an bestehenden Teams. Sie verstehen unter Teambuildingmaßnahmen das „Zusammenschweißen“ der Gruppe im Sinne von Teamgeist. Im weitesten Sinne kann man unter dem Begriff Teambuilding natürlich alles verstehen, was Teams und Teamarbeit beeinflusst. So trägt natürlich auch die Gestaltung des Kontextes von Teamarbeit, die Veränderung der Arbeitsaufgabe von Teams oder die Veränderung der Zusammensetzung eines Teams durch den Austausch von Mitgliedern zu dessen Entwicklung bei und verbessert Kommunikation und Zusammenarbeit. Allerdings ist aus dieser Perspektive am Ende tatsächlich alles irgendwie Teambuilding. Sinnvoller ist daher eine fokussierte Definition, konzentriert auf Ansatzpunkte am bereits vorhandenen Team.
Wir verwenden daher folgende fokussierte Definition von Teambuilding:
Teambuilding kommt also definitionsgemäß erst nach der Teamzusammenstellung. Es setzt an an dem fertig zusammengestellten Team.
Der nächste Abschnitt zeigt Ziele und Vorteile von Teambuilding.
Teambuilding: Vorteile und Ziele
Welche Vorteile hat Teambuilding? Unternehmen investieren viel Zeit und Geld in Teambuilding. Letztlich geht es beim Teambuilding vielen Organisationen um mehr Leistung, wie die Abbildung zeigt.
Aber Teambuilding erreicht natürlich mehr Ziele als nur Leistung. Führungskräfte versprechen sich diese konkreten Vorteile von Teambuilding:
- bessere Kommunikation und Zusammenarbeit,
- finden von gemeinsamen Regeln und Zielen,
- Erarbeiten von neuen Ideen und Zielen,
- klarere Rollenabstimmung und Hierarchie,
- höhere Leistung bei der Aufgabe,
- Zufriedenheit der Mitglieder,
- gute zwischenmenschliche Beziehungen (Sympathie, Vertrauen) und reduziertes Konfliktniveau,
- Zusammenhalt (Teamgeist) und
- Bindung der Mitarbeiter.
Um diese Ziele zu erreichen, braucht es Maßnahmen. Das zeigen die nächsten Abschnitte.
Teambuilding-Aktivitäten
Welche Teambuilding-Aktivitäten gibt es? Viele setzen beim Teambuilding direkt mit Spielen und anderen Aktivitäten am Team und dessen Zusammenhalt an. Das sind Beispiele für beliebte Teambuilding-Aktivitäten:
- Betriebsausflug
- Party im Büro
- Restaurantbesuch
- Tischfußball oder Billard im Büro (mittlerweile auch moderne digitale Gruppenspiele – etwa Projektionen, die man gemeinsam mit Softbällen bewirft)
- Sport (z.B. Kanufahrt, Fußball, Lasertag)
- gemeinsames Kochen
- Teamevents
- Team-Spiele bzw. Team-Übungen (z.B. Flip-the-Blanket, Spaghetti-Challenge, Hindernislauf)
Diese Aktivitäten sind beliebt, sie verlangen keine große Umstellung im Arbeitsalltag und versprechen ein schnelles und bequemes Teambuilding. Viele Unternehmen und Anbieter bleiben daher bei solchen Aktivitäten und Spielen stehen. Natürlich machen solche Teambuilding-Aktivitäten oft Spaß und erhöhen kurzfristig die Zufriedenheit und auch die Stimmung im Team. Bei kontinuierlichen Angeboten, wie einem Tischfußball besteht allerdings die Gefahr, dass die Arbeitsaufgabe in den Hintergrund gerät. Und viele Aktivitäten zielen vor allem eines: Team-Bonding. Sie stärken bestenfalls den Zusammenhalt, werden aber kaum genutzt, um Erkenntnisse über das Team und Möglichkeiten zur Optimierung von Zusammenarbeit und Mitgliedern zu gewinnen.
Der Schaukasten zeigt ein Beispiel für eine Teambuilding-Übung.
Events, Übungen und Spiele machen Spaß, zeigen mögliche Probleme auf (etwa im Bereich der Kommunikation) und können Startpunkte für Teambuilding sein. Alles super also? Nein. Das Problem: Der Effekt solcher Spielchen verpufft meist schnell, man findet hier abseits der Arbeitsaufgaben zusammen, lenkt von den eigentlichen Aufgaben des Teams ab, der Fokus liegt meist auf Spaß zusammen. Ein Vergleich: Natürlich ist es nett, wenn ein Paar miteinander in Urlaub fährt. Und im Urlaub können selbstreflektierte Paare auch einiges übereinander lernen, Ansatzpunkte identifizieren, um die Beziehung zu bessern. Das alles ist aber kein Ersatz für eine positive Beziehung und gutes Miteinander im Alltag. Auch noch so viel Urlaub, kann Defizite in der Alltagsbeziehung nicht heilen.
Seriöses Teambuilding setzt daher zusätzlich und vor allem auf andere, tiefere Maßnahmen, um wirklich nachhaltig zu wirken.
Nachhaltige Teambuilding-Maßnahmen
Nachhaltige Teambuilding-Maßnahmen gehen weit über Aktivitäten wie einen Betriebsausflug, die Weihnachtsfeier, gemeinsames Kochen und Teamspiele hinaus. Sie beeinflussen Zustände und Prozesse des gesamten Teams (etwa den Zusammenhalt) und optimieren diese.
Das sind nachhaltige Teambuilding-Maßnahmen:
- Kommunikation im Team verbessern (Kompetenzen und wertschätzender Umgang)
- Zusammenhalt (Kohäsion) im Team stärken
- gemeinsame Werte und Normen im Team entwickeln
- Hierarchie und Rollen im Team definieren und festigen
- Phasen der Teamentwicklung beachten
- Konfliktprävention
- Konfliktmanagement
Jedem dieser Aspekte ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
Echtes Teambuilding ist also harte Arbeit und geht weit über Spielchen hinaus. Es geht darum, einen wirklichen Teamgeist im Alltag bei der gemeinsamen Arbeitsaufgabe zu erarbeiten, zusammen geeignete Verhaltensstandards, Regeln und Normen im Team zu definieren, klare Rollen und Hierarchie zu etablieren.
Von der gelungen Gestaltung dieser Maßnahmen für nachhaltiges Teambuilding hängen viele wichtige Prozesse in den Teams ab: Etwa die Partizipation bei Entscheidungen, guter Informationsfluss, positive Emotionen (das Teamklima), Lernen im Team, Veränderungsbereitschaft des Teams, ein gemeinsames Verständnis von und Akzeptanz der Teamziele sowie die Motivation der Teammitglieder. Man kann sagen, das Funktionieren des gesamten Teams hängt davon ab. Das betrifft dann letztendlich ganz konkret Produktivität, Absentismus oder die Fluktuation von Teammitgliedern.
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Nachhaltiges Teambuilding ist also mehr als die beliebten Gruppenübungen und Teamevents. Wer Teambuilding wirklich ernst meint, bleibt aber auch hier noch nicht stehen. Teambuilding, das wirklich wirken soll, setzt sogar noch eine Ebene grundlegender an.
Vertiefte Teambuilding-Maßnahmen
Wie kann man Teambuilding noch weiter vertiefen und intensivieren? Dafür ist ein Schritt auf eine noch grundlegendere Ebene als das gesamte Team notwendig: Es geht um die einzelnen Mitglieder im Team.
Manche denken „Wenn das Ganze mehr als die Summe der Teile ist, wieso sollte ich dann am einzelnen Teil ansetzen?“ – das ist ein folgenschwerer Denkfehler. Das Ganze ist eben deshalb mehr als die Summe der Teile, weil die einzelnen Teile auf alle anderen Teile wirken. In Teams wirken sich ganz konkret die Merkmale der einzelnen Mitglieder eben besonders stark aus, da sie nicht nur den einzelnen betreffen, sondern die ganze Gruppe davon profitiert oder darunter zu leiden hat. Nicht umsonst spricht man von Teamfähigkeit.
So sollten Teams unbedingt auch auf der Ebene der einzelnen Personen entwickelt werden, damit Teambuilding nachhaltig gelingt. Das kann insbesondere im Bereich der Kompetenzen gelingen. Besonders relevante Kompetenzen, die sich relativ gut trainieren lassen, sind:
Auch zum Thema Teamkompetenzen gibt es ein eigenes Kapitel, das hier vertieft.
Neben den Kompetenzen sollte man auch an Eigenschaften wie Motivation oder emotionale Verfassung denken. Umgang mit Misserfolg und Stress sind hier wesentliche Punkte.
Fazit: Die beliebten Teambuilding-Spiele und Events zur Teamentwicklung reichen nicht aus. Teambuilding sollte immer auf zwei unterschiedlichen Ebenen ansetzen, um erfolgreich zu sein. Auf Ebene von Zuständen und Prozessen des gesamten Teams und auf Ebene der einzelnen Teammitglieder. Beide Ebene sollten gleichzeitig beachtet werden. So genügt es für Teambuilding nicht, lediglich einzelne Teammitglieder zu trainieren und zu entwickeln und darauf zu bauen, dass sie schon irgendwie als Team funktionieren werden (McIntyre und Salas, 1995). Neben dieser Individualebene der einzelnen Teammitglieder sollten Teambuilding-Maßnahmen daher vor allem auf Ebene des gesamten Teams ansetzen.
Der Themenbereich beginnt mit einem Kapitel zu Kohäsion und Zusammenhalt von Teams.