Teammitglied? Teamzusammenstellung richtig angehen

Die Teamzusammenstellung gehört zum Alltag jeder Führungskraft: Mitarbeiter einem Team zuweisen, Teammitglieder entfernen und Projektteams zusammenstellen. Erfolgreiche Teamarbeit braucht die richtige Mannschaft. Ein Team ohne gute Teammitglieder funktioniert nicht. Darüber sind sich alle klar. Nur: Wie sieht die optimale Teamzusammensetzung aus? Wie kann man ein gutes Teammitglied erkennen und auswählen? Möchte man Teams zusammenstellen, dann gibt es viel Widersprüchliches, viel Hurra und oft wenig Fakten zu hören: „Große Teams treffen bessere Entscheidungen! Frauen sind bessere Teamplayer! Mach die Teams möglichst bunt und divers!“ sind nur einige der oft verbreiteten „heißen Tipps“ zur Teamzusammenstellung.
Hier setzt dieses Kapitel an. Es zeigt, dass die Teamzusammenstellung eine wichtige Basis für Teamleistung ist. Der zweite Abschnitt verdeutlicht, dass Eignung von Teammitgliedern immer im Lichte der Anforderungen zu sehen ist. Dann folgt eine Übersicht, welche wichtigen Eigenschaften ein Teammitglied mitbringt, wenn es um die Zusammensetzung von Teams geht.

Autor: Diplompsychologe Professor Dr. Florian Becker

Teammitglied oder lieber nicht? Nicht jedes Individuum ist eine Bereicherung im Team
Teammitglied oder lieber nicht? Nicht jedes Individuum ist eine Bereicherung im Team

Teamzusammenstellung als Basis der Teamleistung

Neben dem Umfeld und der Aufgabe ist die Zusammenstellung des Teams selber eine wesentliche Säule der Teamleistung. Im Prinzip ist das Ziel, die Eigenschaften eines Teams auf die Anforderungen auszurichten, die sich aus der Aufgabe und dem Umfeld ergeben. Je besser dies gelingt, desto effektiver ist ein Team, desto höher ist seine Eignung.

Teamzusammenstellung als Basis der Teamleistung
Teamzusammenstellung als Basis der Teamleistung

Möchte man an Teams ansetzen, um die Teamleistung zu verbessern, dann gibt es zwei grobe Handlungsfelder:

  • Anzahl und Eigenschaften der Teammitglieder. Hier geht es um die Zusammensetzung des Teams. Für die Leistungsfähigkeit und Qualität der Zusammenarbeit in Teams sind sowohl die Anzahl der Teammitglieder als auch deren Merkmale wichtig. Bei den Merkmalen ist zu denken an demografische Eigenschaften (wie z.B. Alter), Kompetenzen (wie Intelligenz) und Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Gewissenhaftigkeit).
  • Entwicklung des bestehenden Teams (Teambuilding). Nicht nur die Teamzusammensetzung entscheidet, sondern auch was mit dem Team passiert. Man kennt die Fußballmannschaften aus relativ schlechten Einzelspielern, die über sich hinauswachsen – und man kennt die anderen Mannschaften, die trotz hervorragender Einzelspieler als Team versagen. Wichtige Punkte bei der Teamentwicklung sind beispielsweise der Zusammenhalt und soziale Normen (Teamregeln).

In diesem und den folgenden Kapiteln geht es um den ersten dieser beiden Ansatzpunkte. Führungskräfte haben bei der Teamzusammenstellung entscheidenden Einfluss auf Anzahl und Merkmale der Teammitglieder und können auch später noch Mitglieder entfernen oder hinzufügen.

Teamzusammensetzung: Teammitglieder richtig auswählen

Wie können Führungskräfte Teams sinnvoll zusammensetzen? Wer passt ins Team – und wer nicht? Nach welchen Kriterien sollte man Teammitglieder  auswählen? Wer ein geeignetes Teammitglied ist, hängt natürlich auch vom spezifischen Team ab und den Anforderungen, die an dieses Team gestellt werden. Bei der Zusammensetzung von Arbeitsteams sollten die Eigenschaften der einzelnen Teammitglieder zur Aufgabe des Teams und zum Umfeld, in dem die Aufgabe erledigt werden soll, passen. Es ist dieser Fit zwischen Eigenschaften des Teams und den Anforderungen, der von Führungskräften optimiert werden sollte, wie folgende Abbildung zeigt. Umso besser das gelingt, desto höher die Eignung des Teams für die gestellten Aufgaben.

Ein Teammitglied muss zum Team passen: Anforderungen und Eignung von Teams
Ein Teammitglied muss zum Team passen: Anforderungen und Eignung von Teams

Je nach Aufgabe können bei der Teamzusammensetzung natürlich vollkommen unterschiedliche Eigenschaften erforderlich sein. Entsprechend unterschiedlich werden die Qualifikationsprofile von Teammitgliedern in unterschiedlichen Teams sein, die sich etwa mit Kundenservice, Produktion, Forschung- und Entwicklung oder Management-Entscheidungen befassen.

Fazit: Mitglieder sind nicht per se geeignet für Teams, sondern es kommt auf die Passung zu den Anforderungen an. Darüber hinaus gibt es natürlich Menschen mit Eigenschaften, die sie für fast jedes Team ungeeignet als Mitglied machen. Das ist bei der Teamzusammensetzung zu beachten.

Der nächste Abschnitt stellt die wichtigsten Eigenschaften bei Teammitgliedern vor.

Teammitglied: Wichtige Eigenschaften

Wie setzt sich ein gutes Team zusammen? Welche Eigenschaften braucht ein Teammitglied? Bei der Zusammenstellung von Teams sind insbesondere folgende Eigenschaften der Teammitglieder für die Leistungsfähigkeit relevant:

  • Anzahl an Personen im Team. Hier geht es etwas vereinfacht ausgedrückt um die Frage „Viel bringt auch viel!“ vs. „Weniger ist mehr!“. Dazu zeigt die Forschung deutlich, dass bei der Teamzusammensetzung mehr zumindest nicht so viel mehr bringt, wie erhofft. Mit zunehmender Gruppengröße nimmt die Leistung des einzelnen ab (z.B. Suzuki et al., 2018, Littlepage, 1991). Und es wird noch komplizierter: Ja nachdem, was ein Team als Aufgabe hat, performen größere oder kleinere Teams besser. Weil man die Mitarbeiter nicht frustrieren und effizient einsetzen möchte und das Thema komplexer ist, stellt gleich das nächste Kapitel die Frage Nach der richtigen Anzahl der Teammitglieder.
  • demographische Merkmale. Merkmale der Teammitglieder wie etwa Geschlecht, Alter, kulturelle Herkunft und Dauer der Betriebszugehörigkeit sind nicht egal. Diese Nachricht hat sich verbreitet. Was sich noch nicht verbreitet hat, ist die Nachricht, dass Vielfalt bei der Teamzusammensetzung nicht immer nur Vorteile bringt. Ein eigenes Kapitel zu Team-Diversität widmet sich diesem Thema.
  • Kompetenzen der Teammitglieder. Es spielt eine Rolle, ob jemand fachlich Ahnung hat von seinem Aufgabenbereich im Team. Ebenso kann ein Teammitglied Probleme und Herausforderungen besser lösen, wenn es intelligent ist (z.B. Bell, 2007). Soziale und Kommunikative Kompetenzen kommen dazu – etwa, dass jemand kritikfähig ist und seine Gedanken auch verständlich ausdrücken kann. Diese Kompetenzen sind so wichtig, dass auch hier ein eigenes Kapitel zu Teamkompetenzen alles wichtige zeigt.
  • Persönlichkeitsstruktur. Schon mal mit jemandem zusammengearbeitet, der einfach nur schlecht gelaunt ist – oder mit jemandem der antriebslos und matt ist, Depression ausstrahlt? Umgekehrt kann man erleben, wie es einen vitalisiert mit den richtigen Persönlichkeiten umgeben zu sein; Menschen, die Energie und Motivation ausstrahlen. Emotionen stecken an – die positiven und auch die negativen (z.B. Barsade, 2002). Und es ist nicht nur die emotionale Grundstimmung wichtig. Persönlichkeit entscheidet. Ist jemand extrovertiert oder introvertiert? Arbeitet ein Teammitglied gewissenhaft und motiviert oder schlampig und lustlos? Rastet das neue Teammitglied vielleicht bei geringen Anlässen schon aus und brüllt herum? Für dieses in der Praxis bei der Teamzusammensetzung oft viel zu wenig beachtete Thema, gibt es daher auch ein ganz eigenes Kapitel zur Persönlichkeit von Teamplayern.

Für jeden dieser Bereiche gibt es im folgenden also ein eigenes Kapitel. Diese gehen auch vertieft darauf ein, welche Eigenschaften bei Teammitgliedern man auf jeden Fall vermeiden sollte.

Neues Teammitglied willkommen heißen

Neben der richtigen Auswahl neuer Mitglieder im Team geht es auch um den richtigen Einstieg. Ein klare Struktur hilft für das erfolgreiche Onboarding. So können Führungskräfte ein neues Teammitglied willkommen heißen:

  1. Vorabkontakt. Idealerweise besteht schon vor dem offiziellen Willkommen-heißen Kontakt. Beispielsweise indem bei Bewerbungen ein Gespräch der Bewerber mit jedem der anderen Teammitgliedern erfolgt, um ein Gespür füreinander zu bekommen.
  2. Information der anderen Teammitglieder. Alle vorhandenen Teammitglieder sollten von der Führungskraft über den Neuzugang informiert werden. ggf. kann das auf einer Teamsitzung erfolgen, auf der sich das neue Teammitglied vorstellt. Wichtig ist hier eine genaue Definition der Rolle und Aufgaben im Team, um dafür Klarheit herzustellen.
  3. Vernetzung. Besonders wichtige Schnittstellen und Kontakte sollten sich mit dem neuen Teammitglied stark vernetzen. Schon vor der offiziellen Vorstellung in der Gesamtrunde ist es gut, wenn es einen Mentor gibt, der den Einstieg begleitet und auch später als fester Ansprechpartner für das neue Teammitglied fungiert. Nach der Vorstellung sollten schnell vertiefende Gespräche mit besonders wichtigen Partnern im Team erfolgen. Für die menschliche Vernetzung mit allen ist auch ein „Einstand“ mit Essen und Getränken sinnvoll.
  4. Paket für das neue Mitglied. Ein Informationspaket für neue Mitglieder mit allen wichtigen Informationen etwa zu IT-Zugängen und Ansprechpartnern ist hilfreich. Zudem sollte das Paket auch alles Material, das die Person für ihre Tätigkeit im Team benötigt, enthalten, etwa Geräte (Notebook) und Zugangskarten (Büro und Tiefgarage).

Zur Teamzusammenstellung gehört nicht nur das Willkommen-heißen neuer Teammitglieder. Es geht auch um den Abschied von vorhandenen Mitgliedern.

Teammitglied verabschieden

Warum sollte man ein Teammitglied verabschieden? Bleiben immer die selben Personen in Teams, dann tritt ein Effekt ein, den man Teamalterung nennt. Teams beschäftigen sich dann mit sich selbst, anstatt mit der Aufgaben, die Rollen und Verhaltensweisen sind starr und unflexibel geworden und die Leistung erodiert. Es gehört also zur Pflege jedes Teams auch Teammitglieder zu verabschieden. Oft liegt es auch daran, dass die Personen gehen wollen, in einem anderen Team dringender gebraucht werden oder einfach die Passung der Person zum Team nicht mehr gegeben ist.

Je nach Kontext wird der Abschied natürlich anders aussehen. Generell gelten folgende Tipps, um ein Teammitglied zu verabschieden:

  • Offizieller Abschied als Teamevent
  • Leistungen der Person würdigen
  • Wertschätzende Kommunikation mit dem Ziel einer weiterhin guten Beziehung

Diese Grundhaltung hat folgende Vorteile: Die anderen Mitglieder im Team sehen, dass auch sie Dank und Wertschätzung für ihre Leistungen empfangen werden. Selbst wenn sie einmal gehen. Manchmal kommen Teammitglieder zurück – dieser Weg sollte harmonisch und positiv besetzt sein und offen bleiben. Selbst wenn jemand nicht zurück in ein Team geht, hat er ggf. Einfluss auf den Kontext, in dem das Team zukünftig arbeitet.

Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.

Teamzusammenstellung: Literatur

Aktuelle Literatur-Tipps rund um die Zusammenstellung von Teams.

Teamarbeit, Teampsychologie, Teamentwicklung: So führen Sie Teams!

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Das nächste Kapitel beginnt mit der Diskussion der Frage, wie viele Personen in einem Team sein sollten.