Bei der Frage – Teamarbeit oder Einzelarbeit – gilt: Nicht jede Aufgabe ist für Teamarbeit geeignet, eine echte Teamaufgabe. Führungskräfte, die ihr Team auf die falschen Tätigkeiten ansetzen, verschenken viel Leistungspotenzial. Wie aber sieht die richtige Aufgabe für Teamarbeit aus? Wann ist Teamarbeit sinnvoll? Wann ist Einzelarbeit besser?
Hier setzt dieses Kapitel an. Es zeigt die entscheidenden Merkmale, damit sich Arbeitsaufgaben wirklich zur Teamarbeit eignen und es gibt Tipps für die Praxis.
Autor: Diplompsychologe Professor Dr. Florian Becker
In diesem Beitrag:
Teamaufgaben: Ein Beispiel
Was macht eine Aufgabe zur Teamaufgabe? Das obige Bild eines Pitstops zeigt wunderbar ein Beispiel für eine Teamaufgabe. Bein einem Pitstop arbeitet traditionell ein ganzes Team zusammen. Auf diese Aufgabe würde man niemals nur eine einzelne Person ansetzen, die Einzelperson wäre zu langsam, man würde gegen die anderen Rennteams verlieren. Was können wir aus dem Beispiel Pitstop über Teamaufgaben lernen? Eine ganze Menge:
- Gemeinsames Ziel. Es gibt ein klares, übergreifendes, gemeinsames Ziel für das Team: „Das Auto soll möglichst schnell vollgetankt und mit neuen Reifen weiterfahren!“
- Umfang und Komplexität. Zudem hat die Aufgabe einen großen Umfang. Ein einzelne Person würde sequenziell arbeiten und zu lange brauchen. Das Team kann parallel verschiedene Prozesse erledigen.
- Klare Rollenabgrenzung. Bei einem Pitstop kann man einzelne Aufgaben klar abgrenzen. Jemand kümmert sich um das rechte Hinterrad, ein anderer wechselt das linke Hinterrad, wieder jemand anderes tankt usw.
- Interaktionsbedarf und Interaktionsmöglichkeit. Das Team kann bei einem Pitstop gut miteinander kommunizieren und interagieren, man steht in engem Kontakt, kann sehen, wie es bei den anderen Teammitgliedern „läuft“. Diese Interaktion ist unerlässlich. Würde das Auto beispielsweise losfahren, bevor ein Rad fertig montiert ist, wäre das eine Katastrophe für den Rennerfolg.
Wir können also hier bereits festhalten: Je mehr die Merkmale einer Aufgabe einem Pitstop entsprechen, desto eher handelt es sich um eine Teamaufgabe. Dabei geht es wohlgemerkt nicht um die Oberfläche, sondern um grundlegende tiefere Merkmale von Aufgaben. An der Oberfläche können die Aufgaben sehr unterschiedlich aussehen: Etwa die Operation eines Menschen in einem Krankenhaus, die Montage eines Moduls an einer Raumstation oder die Zubereitung eines Sieben-Gänge-Menüs.
Im Folgenden ein wissenschaftlicher Blick auf die Merkmale von Teamaufgaben.
Aufgaben für Teamarbeit: Merkmale
Es ist erfolgsentscheidend zu wissen, wann man Teams einsetzt und wann nicht. Welche Merkmale haben Aufgaben für Teamarbeit? Mache Unternehmen und Führungskräfte setzen Teams wie selbstverständlich ein. Sie glauben fest an die Überlegenheit von Teamarbeit und dass Teams automatisch bessere Ergebnisse produzieren als einzeln arbeitende Mitarbeiter – ein verbreiteter Irrglaube (Locke et al., 2001). Die sinnvolle Auswahl und Gestaltung von Aufgaben ist eine wesentliche Grundlage für die Leistungsfähigkeit von Teams.
Selbst wenn die anderen beiden Säulen der Teamleistung (das Umfeld und das Team selbst) optimal gestaltet sind, kann ein Team nicht leistungsfähig sein, wenn man es auf eine falsche Aufgabe ansetzt.
Herausforderung in der Praxis ist: Teams bei den Aufgaben einsetzen, wo sie wirklich überlegen sind. Welche Merkmale machen eine Aufgabe geeignet für Teams? Woran können sich Führungskräfte orientieren, wenn sie entscheiden, wie eine Aufgabe erledigt wird oder wie sie gestaltet werden soll? Folgende Abbildung stellt dazu die zentralen Aspekte vor.
Wissenschaftliche Studien haben Merkmale von Aufgaben identifiziert, anhand derer Führungskräfte entscheiden können, ob sie für Teams geeignet sind (Champion, Papper und Medsker, 1996; Bowers, Pharmer und Salas, 2000; Webber und Donahue, 2001; Stewart, 2006). Das macht eine Aufgabe zur Teamaufgabe:
Je stärker die aufgelisteten Merkmale ausgeprägt sind, desto eher ist eine Aufgabe für Teamarbeit geeignet. Je geringer die Merkmale ausgeprägt sind, desto eher sollte auf Teamarbeit verzichtet werden, da Minderleistung und ggf. sogar ein Scheitern vorprogrammiert sind.
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Ihr Vorsprung bei Teamarbeit.
Der nächste Abschnitt leitet aus den Forschungsergebnissen die entscheidenden Tipps für die Teamarbeit ab.
Sinnvolle Aufgaben für Teams: Tipps
Geeignete und sinnvolle Aufgaben sind also eine wichtige Voraussetzung für Teamleistung. Im Schaufenster wichtige Tipps dazu.
Zu Aufgaben gehört idealerweise auch ein Zeitplan. Ein interessanter Aspekt betrifft den Zusammenhang zwischen Zeitfenster zur Fertigstellung einer Aufgabe und Leistung von Teams. Hier zeigen Studien, dass neu erstellte Teams erst ab der Hälfte eines festen Zeitrahmens ernsthaft mit der Aufgabenlösung beginnen. Die Forschungsergebnisse in der Folge dieses so genannten Punctuated-Equilibrium-Modells sind überraschend einheitlich, relativ unabhängig von Art der Aufgabe, Größe des Zeitfensters (zwischen Minuten oder Monaten) oder Merkmalen des Teams (Gersick, 1988). Eine Schlussfolgerung aus diesen Ergebnissen ist, dass in der Praxis möglichst enge Zeitfenster gesetzt werden sollten, um einen möglichst frühen Beginn der Arbeit zu erreichen. Bei Bedarf können diese Zeitfenster dann immer noch ausgeweitet werden. Eine andere Schlussfolgerung sind klare Zwischenziele (Meilensteine), damit rechtzeitig mit der Leistungsphase begonnen wird. Zudem steigt der Konflikt in Teams, je unterschiedlicher die Vorstellungen zu zeitlicher Zuverlässigkeit werden (Mohammad und Angell, 2004). Auch hier ist ein klarer und verbindlicher Plan mit Meilensteinen vorteilhaft.
Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.
Aufgaben für Teams: Literatur
Aktuelle Literatur-Tipps zu geeigneten Aufgaben für Teams.
Aufgaben sollten Teams natürlich auch motivieren können. Die zahlreichen Aspekte, die hier von Bedeutung sind, werden im nächsten Kapitel dargestellt.