Guter Teamleiter? Fit für moderne Teamführung

Kompetent für moderne Teamführung? Teamleiter kümmern sich darum, dass ein Team im Sinne der Aufgaben funktioniert, bestimmen die Teammitglieder bei der Teamzusammenstellung, beeinflussen die Rollenverteilung und geben dem Team Orientierung. Im besten Fall motiviert ein Teamleiter, entwickelt Teammitglieder, gibt Freiraum für Entscheidungen und Selbstorganisation und unterstützt das Team bei seinen Aufgaben.
Dieser Artikel blickt auf die Aufgaben der Teamführung, gibt eine Definition und beschreibt Methoden für virtuelle und agile Teamführung. Das Ergebnis ist ein Überblick, was moderne Teamführung kennzeichnet und beantwortet die Frage: Was macht gute Teamleiter aus?

Autor: Diplompsychologe Professor Dr. Florian Becker

Teamleiter und Teamführung: Definition

Was ist Teamführung? Beginnen wir mit der Definition: Teamführung ist definiert als die Führung von Teams. Das Ziel von Teamführung ist dafür zu sorgen, dass ein Team seine Aufgaben erfolgreicher erfüllen kann und seine Ziele erreicht.

Teamführung ist die zielgerichtete Beeinflussung des Kontextes, der Zusammensetzung, Entwicklung und Aufgaben von Teams sowie von Erleben, Verhalten und Entwicklung der Teammitglieder.

Entsprechend ist die Definition von Teamleiter:

Teamleiter ist eine Person, die offiziell mit der Führung von Teams beauftragt ist.

Teamleitung ist also ein offizieller Auftrag, eine formelle Rolle. Teamführung an sich ist dagegen etwas, was jedes Teammitglied zu einem gewissen Maß ausübt. Dabei gibt es Unterschiede im Ausmaß. In Teams entstehen oft informelle Führungskräfte, die andere Teammitglieder stark beeinflussen und meist hohen Status haben. Ihre Position haben sie unter anderem dadurch, weil sie viel Erfahrung und Kompetenz haben oder weil sie gute Beziehungen zu den anderen im Team aufgebaut haben. Andere Teammitglieder wiederum sind eher passiv, was die Beeinflussung und Führung der anderen im Team angeht. Sie üben keine informelle Teamführung aus.

Die Definition von Teamführung weist bereits klar auf bestimmte Aufgaben der Teamführung hin.

Teamleiter: Aufgaben der Teamführung

Gute Führung ist entscheidend für die Leistungsfähigkeit eines Teams (Druskat und Wheeler, 2003). Im schlimmsten Fall sorgt eine schlechte Leitung in Teams für Chaos und Verwirrung, diktiert in kleinste Entscheidungen hinein, fördert Konflikt und erstickt die Zusammenarbeit. Welche Aufgaben hat ein Teamleiter? Hier der Überblick. Wichtige Aufgaben der Teamführung sind:

  1. Außenvertretung, guter Kontext für das Team
  2. optimale Teamzusammenstellung
  3. teamorientierte Gestaltung der Arbeitsaufgaben
  4. Motivation des Teams und Anforderungen an Ergebnisse
  5. Entwicklung des bestehenden Teams unterstützen
  6. Entwicklung der Kompetenzen der Teammitglieder (Coaching)

Die Abbildung zeigt diese Aufgaben eines Teamleiters im Überblick.

Aufgaben der Teamführung
Teamleiter: Aufgaben der Teamführung

Der Schaukasten zeigt einen kurzen Einblick in die Aufgaben eines Teamleiters. Für jede dieser Aufgaben eines Teamleiters gibt es eigene Fachtexte, die verlinkt sind.

Einblick: Aufgaben eines Teamleiters

Außenvertretung, Kontext für ein Team herstellen. Gute Teamführung bedeutet Rahmenbedingungen zu schaffen, die Teamarbeit fördern. Das sind ganz konkret: Dem Team Freiraum für Selbstorganisation und eigene Entscheidungen geben, Abstimmungszwänge reduzieren, Ressourcen (wie Informationen, Finanzen, Räumlichkeiten und Technologie) verfügbar machen und eine teamfreundliche Unternehmenskultur zu fördern. Und sie vertreten das Team gegenüber dem Unternehmen und oft auch gegenüber Kunden. Der Überbegriff dafür ist teamorientierte Organisation.

Optimale Teamzusammenstellung. Ein guter Teamleiter achtet darauf, dass Teams nicht zu groß werden, teamfähige Persönlichkeiten (Teamplayer) mit den richtigen Kompetenzen an Bord sind und die Diversität im Team den Erfolg bei den Aufgaben unterstützt statt behindert.

Teamorientierte Arbeitsaufgaben. Nicht jede Aufgabe ist für Teams geeignet. Wirksame Teamleiter haben daher dafür zu sorgen, dass Teams Aufgaben erhalten, die eine klare Rollenverteilung ermöglichen, ausreichend komplex und umfangreich sind und ein verbindendes gemeinsames Ziel bieten.

Teammotivation. Motivation ist die Verhaltensbereitschaft in Richtung von Zielen. Das im gesamten Team herzustellen ist eine wichtige Aufgabe der Teamführung. Dafür definiert diese klare Anforderungen an die Ergebnisse der Teamarbeit, weist immer wieder auf die Bedeutung der Aufgabe hin und fordert fristgerechte Ergebnisse ein. Idealerweise schaffen es Füjrungspersonen ihren Teams ein Gefühl von Bedeutsamkeit der Aufgabe zu vermitteln und eine attraktive Vision des Zielzustandes.

Teamentwicklung. Die Entwicklung des Teams ist eine zentrale Aufgabe jeder Teamleitung. Dazu gehört eine klare Rollenverteilung im Team zu fördern (jeder macht, was er am besten kann), das Schaffen von Zusammenhalt und Teamgeist und die Unterstützung des Teams Phasen der Teamentwicklung erfolgreich zu durchlaufen. Teamführung bedeutet immer auch sich als „Feuerwehr“ um negative Gruppendynamik zu kümmern – etwa Teamkonflikt zu schlichten und soziales Trittbrettfahren zu reduzieren.

Teammitglieder entwickeln. Nicht nur um das Erledigen von Aufgaben ist zentral bei der Teamarbeit. Gute Teamleitung entwickelt die Teammitglieder. Klassische Bereiche sind Fachkompetenzen aber auch Kommunikationsfähigkeit und andere Teamkompetenzen. Wirksame Führungskräfte in Teams sind also idealerweise auch als persönliche Mentoren und Coaches für alle Teammitglieder ansprechbar.

Weiter geht es mit zwei wichtigen aktuellen Kontexten der Teamführung: Virtuelle Teamführung und die Führung agiler Teams.

Virtuelle Teamführung

Nicht nur wegen der Corona-Pandemie nimmt virtuelle Teamführung eine immer wichtigere Rolle ein. Virtuelle Teamführung bedeutet Teams zu führen, deren Kommunikation und Interaktion schwerpunktmäßig über digitale Medien läuft. Das für viele Teamleiter Tagesgeschäft. Sie profitieren von folgenden Leitlinien bei der Führung virtueller Teams:

  • Effektive Kommunikation sicherstellen. Gute Koordination der Zusammenarbeit, Teilen von Wissen und zeitnahe klare Kommunikation sind entscheidend für jede Teamarbeit (Kock und Lynn, 2012). Missverständnisse entstehen hier schneller als in Präsenzteams und es dauert länger, diese aus dem Weg zu räumen. Wesentlich für effektive Kommunikation in virtuellen Teams ist deshalb, dass Menschen sich klar ausdrücken können. Dafür sollten Teamleiter die Stärken von Videokonferenz, Projektmanagementsoftware, Chats und E-Mail kombinieren.
  • Vertrauen bilden. Vertrauen ist bei jeder Führung wichtig. In virtuellen Teams ist es noch herausfordernder herzustellen. Teamleitung hat die schwierige Aufgabe den Vertrauensaufbau zwischen Personen zu fördern, die oft geografisch und kulturell weit entfernt sind und sich wenig oder gar nicht physisch begegnen (Furumo, 2009). Gelingt der Vertrauensaufbau, dann zeigen virtuelle Teams mehr Zusammenhalt und besseren Informationsfluss. Das positive Klima und Vertrauen im Team fördert die Leistung (Coppola, Hiltz und Rotter, 2004).
  • Mitarbeiter entwickeln. Vorhandene Mitarbeiter stumpf auf digitale Positionen setzen und hoffen, das es läuft? Das ist viel zu wenig. Für erfolgreiche digitale Zusammenarbeit im Team sind zahlreiche Kompetenzen der Mitarbeiter entscheidend. Gute Teamleiter entwicklen Menschen hin zu mehr digitaler Kompetenz, Selbstdisziplin, Selbständigkeit und interkultureller Sensibilität (Holtbrügge et al., 2011).

Positive Beziehungen, Vertrauen, Mitarbeiterentwicklung und effektive Kommunikation – all das gelingt viel besser, wenn die virtuelle Teamführung zusätzlich neben dem virtuellen Kanal auch den persönlichen Kontakt pflegt und ermöglicht (z.B. Ferrazzi, 2014).

Agile Teamführung

Agile Teamführung dreht sich um die Frage, was Teams schneller und flexibler macht und wie Teams schneller die wichtigen Informationen wahrnehmen und verfügbar haben. Ein bekanntes Beispiel für diesen Gedanken ist das Scrum-Team. Diese Methoden der agilen Teamführung sind besonders wichtig:

  • Selbstorganisation als Leitprinzip. In agilen Teams besteht eine hohe Selbstorganisation, das erhöht die Teamleistung (Stewart, 2006). Einmischung von außen und Abhängigkeiten sind bei der agilen Teamführung auf ein Minimum reduziert. So kann das Team schnell und eigeninitiativ Probleme lösen und sich auf neue Situationen einstellen. Beispielsweise zeigt sich diese Freiheit darin, dass der Teamleiter hier lediglich eine Art Coach für das Team ist, der Ergebnisse einfordert – aber nicht den Weg bestimmt, sich nicht in die Rollenverteilung einmischt.
  • Entscheidungsprozesse optimieren. Gute und schnelle Teamentscheidungen erreichen Teamleiter durch mehrere Maßnahmen. Sie setzen kompetente Teammitglieder mit selbständiger Arbeitsweise ein. Eine andere ist Freiraum und Autonomie für das Team selbst zu entscheiden. Eine dritte sind extra Personen im Tea, deren Rolle auf den Kontakt zum Kunden und anderen Stakeholdern zugeschnitten ist. Das führt das zu einer schnellen Verfügbarkeit von wichtigen Informationen und damit schnelleren und besseren Entscheidungen. Auch institutionalisierte Zeitfenster mit Meetings (z.B. täglich 15 Minuten das ganze Team) stärken die Entscheidungskompetenz. Ein Beispiel dafür sind die Daily SCRUMs.
  • Flüssige Struktur anstreben. Agil und Struktur – eine Kombination, die sich nahezu selbst widerspricht. Agile Teamführung reduziert daher starre Strukturen. Das zeigt sich etwa darin, dass es keine festen Rollenbezeichnungen im Arbeitsteam gibt oder Teammitglieder schnell neue und andere Aufgaben bekommen.

Der nächste Abschnitt verdichtet die Informationen zu moderner Teamführung.

Moderne Teamführung: Methoden

Moderne Teams sind meistens agil und zudem zu einem deutlichen Teil virtuell. Daher ergeben sich aus der Führung von agilen und virtuellen Teams wesentliche moderne Methoden der Teamführung. Die Tabelle zeigt einen zugespitzten Kontrast „klassischer“ Führung mit den Methoden der Teamführung.

Merkmale „klassischer“ Führung moderne Methoden der Teamführung
  • Einengung des Entscheidungsspielraumes: langsame, autoritäre Entscheidungen (wenn überhaupt entschieden wird) auf oberen Hierarchieebenen ohne Einbindung der Mitarbeiter
  • Ausweitung des Entscheidungsspielraumes: Entscheidungen im Team unter Einbindung von Kunden; Entscheidungen findet dort statt, wo sie am schnellsten und besten getroffen werden können
  • Fördern von Reaktivität: unselbständige, individuell geführte Mitarbeiter, die auf direkte Anweisungen warten und auf extrinsische Belohnungen reagieren
  • Fördern von Proaktivität: selbständige Mitarbeiter in selbstorganisierten Teams, die eigeninitiativ gute Lösungen anstreben
  • Kultur des Misstrauens mit kleinauflösenden Zielen, direkten Aufträgen, Kontrolle und Konsequenzen (Belohnungen/Strafen)
  • Kultur gegenseitigen Vertrauens und gegenseitiger Wertschätzung zwischen den Mitarbeitern und zwischen Mitarbeitern und Führungskraft
  • Starre Struktur: viel Reglementierung in Form von klaren Plänen, Vorschriften, Anträgen, Formularen, Koordinationszwang und Abstimmung
  • Flüssige „Struktur“: wenige zentrale Regeln, kaum Bürokratie, viel Vertrauen, selbstständige und selbstorganisierte Arbeitsgestaltung
  • Fokus auf das konkrete Verhalten von Mitarbeitern
  • Fokus auf den Kontext von Verhalten: ein gutes Umfeld, gute Beziehungen und die Entwicklung von Mitarbeitern

Blicken wir am Ende zurück auf die Ausgangsfrage: Was macht einen guten Teamleiter aus? Er lebt und atmet die rechte Seite der Tabelle. Jede Entscheidung fällt mit der Maßgabe: Führt sie mein Team weiter in die Richtung, die dort dargestellt ist.

Auch die Aufgabe ist relevant für die Teamleistung. Davon handelt das nächste Kapitel.