Ein Fußballteam, das lieber feiert als zu trainieren? Ein OP-Team, das nicht auf Hygiene achtet? Wertvorstellungen und soziale Normen prägen das Verhalten von Teams, sie sozialisieren die Mitglieder – im Guten wie im Schlechten. In vielen Gruppen Teams sind Verhaltensweisen normal geworden, die nicht begrüßenswert sind. In anderen Teams ist ein wertschätzender Umgang, effiziente Zusammenarbeit und Leistung eine Selbstverständlichkeit. Werte und Normen sind daher ein zentrales Handlungsfeld für erfolgreiche Teamarbeit.
Wie man hier von Anfang an die richtigen Standards setzt, das zeigt dieses Kapitel. Der erste Abschnitt gibt eine Definition für Werte und Normen. Weiter geht es mit der Frage warum diese so einflussreich sind. Der zweite Abschnitt zeigt die Wirkung und Eigenschaften. Dann vertieft der Text im dritten Abschnitt die für Teamarbeit besonders wichtigen Leistungsnormen. Zum Schluss die wichtigsten Tipps in der Übersicht. …

In diesem Beitrag:
Definition: Was sind Normen, was sind Werte?
Soziale Normen regeln das Verhalten in Teams und sozialisieren die neuen Mitglieder. Die Definition ist:
Sehr ähnlich ist die Definition von Werten:
Damit beschreiben sowohl Werte als auch soziale Normen Zielvorstellungen und Wünsche an Verhalten. Ein Unterschied ist, dass Werte bewusst sind, Normen zusätzlich oft unbewusst wirken. Beispielsweise wie laut man miteinander spricht in einer Gruppe oder ob man andere ausreden lässt, ist oft unbewusst. Trotzdem wird sanktioniert, wer sich nicht daran hält. Normen können also bewusste Wertvorstellungen sein aber auch unbewusste Regeln. Ein weiterer Unterschied ist, dass jemand für sich alleine Wertvorstellungen haben kann. Soziale Normen sind immer kollektiv brauchen mehrere Personen.
Soziale Normen in Teams: Wirkung und Eigenschaften
Wer sich an die Normen hält, erfährt Zustimmung. Wer Normen verletzt, erhält Sanktionen. In einem Team ausgeprägte Normen schlagen damit auf das konkrete Verhalten und damit auf die Ergebnisse durch. Die Wirkung beschränkt sich nicht nur auf Arbeitsleistung. Auch an andere Verhaltensweisen wie Kreativität – mit dem entsprechenden Output an Ideen als Ergebnis (Gilson und Shalley, 2004), Lernen im Team und Lerntransfer (Smith-Jentsch, Salas und Brannick, 2001), Kundenorientierung mit dem Ergebnis Kundenzufriedenheit (Schneider et al., 2005) oder Arbeitssicherheit mit Auswirkungen auf die Rate von Arbeitsunfällen (Zohar, 2000). Es gibt keinen Bereich des Verhaltens in Teams, der nicht von sozialen Normen geprägt ist.
Bei sozialen Normen sind einige allgemeine Wirkungen zu beachten (vgl. Jackson, 1965), die auch die folgende Abbildung verdeutlicht:
Für Führungskräfte bedeutet dies, dass Normen in ihren Teams ein wichtiges sozialtechnisches Handlungsfeld sind, das nicht sich selbst überlassen werden sollte.

Teams können sich bei Normen auch darin unterscheiden, ob sie vorwiegend mit Belohnung und Zustimmung oder überwiegend mit Sanktionen auf Abweichungen reagieren. Zudem findet sich, dass in manchen Teams verschiedene Mitglieder recht unterschiedlich behandelt werden. Bei einem Mitglied mit hohem Rang wird gewöhnlich eine größere Abweichung von der Norm toleriert als bei einem rangniederen Mitglied.
Leistungsnormen in Teams
Besonders interessant sind für die Praxis Leistungsnormen, die je nach Team unterschiedlichste Aspekte betreffen können und direkt mit der Produktivität zusammenhängen. Leistung kann natürlich je nach Team einen ganz anderen Fokus haben: So wird etwa bei einer Schulklasse die Leistungsnorm im Bereich der Schulnoten liegen, bei Anhängern von Sekten in der Akquise neuer Mitglieder.
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Teams sind im Trend. Die Realität ist aber: Viele akzeptieren einfach, dass Teams oft unproduktiv und Teamentscheidungen schlecht sind, die Mitglieder sich bremsen statt fördern…
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Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Normen mit der Kohäsion im Wechselspiel stehen. Normen führen besonders innerhalb von Teams mit hoher Kohäsion zu Konformität, denn hier möchte man Mitglied sein und bleiben und passt sich daher besonders an. Das bedeutet, die Einstellungen und das Verhalten der Teammitglieder passen sich bei hoher Teamkohäsion besonders an die Normen an, die interindividuellen Unterschiede schwinden.

Je höher Leistungsnormen bei hoher Kohäsion angesiedelt sind, desto größer also auch die Teamleistung (Seashore, 1954). Die geringsten Leistungen wird man in Teams mit hoher Kohäsion und geringen Leistungsnormen finden. Wenn Leistungsnormen niedrig sind, ist für die Teamleistung sogar eine geringe Kohäsion besser als eine hohe Kohäsion.
Der nächste Abschnitt liefert die entscheidenden Tipps.
Werte und Normen in Teams: Tipps
Aus den Forschungsergebnissen zu Werten und Normen lassen sich wichtige Erkenntnisse für die Praxis der Teamarbeit ableiten. Diese entscheidenden Tipps fasst der Schaukasten zusammen.
Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.
Normen und Werte in Teams: Literatur
Aktuelle Literatur-Tipps zu Normen und Werten in Teams.
- Becker, Florian (Autor)
- 116 Seiten - 04.04.2016 (Veröffentlichungsdatum) - Springer (Herausgeber)
- Erger, Raimund (Autor)
- 160 Seiten - 31.10.2012 (Veröffentlichungsdatum) - Cornelsen Verlag (Herausgeber)
- Brounstein, Marty (Autor)
- 127 Seiten - 08.04.2009 (Veröffentlichungsdatum) - Wiley-VCH (Herausgeber)
- Johannes Herwig-Lempp (Autor)
- 253 Seiten - 18.04.2016 (Veröffentlichungsdatum) - Vandenhoeck & Ruprecht (Herausgeber)
- Stefan Stürmer (Autor)
- 130 Seiten - 13.01.2020 (Veröffentlichungsdatum) - utb GmbH (Herausgeber)
Teams sind nicht statisch, sondern entwickeln sich über Zeitphasen hinweg weiter. Diese Teamentwicklungsphasen hängen auf das engste mit der Teamleistung zusammen. Das nächste Kapitel zeigt, wie man mit einem Team schnell in die Leistungsphase kommt und das Team möglichst fest dort verankert.