Was tun, wenn das Team nicht funktioniert? Probleme bei der Teamarbeit, schlechte Zusammenarbeit, dysfunktionales Team – es gibt viele Worte, die am Ende eines beschreiben: Das Team funktioniert nicht, Teamversagen. Teammitglieder und Führungskräfte leiden ebenso wie ganze Unternehmen und Sportmannschaften unter Problemen im Team. Oft hat ein Team noch nie richtig funktioniert oder ehemals leistungsfähige Teams funktionieren nicht mehr. Dieser Leistungsverlust in Teams nennt sich Teamalterung und ist eine völlig normale Erscheinung – wenn Teams nicht rechtzeitig gegensteuern. Daher ist erfolgsentscheidend, dass Teams nicht in die Alterungsphase kommen – und wenn doch, dann zumindest nicht dort bleiben.
Dieses Kapitel befasst sich daher mit folgenden Fragen: An welchen Anzeichen können Führungskräfte Probleme bei der Teamarbeit und dysfunktionale Teams frühzeitig erkennen? Mit welchen Maßnahmen zur Prävention und Intervention kann man der Alterung von Teams entgegenwirken und Teamprobleme beheben?
In diesem Beitrag:
Team funktioniert nicht: Anzeichen
Wie kann man frühzeitig erkennen, dass ein Team nicht funktioniert? Der typische Leistungsabfall von Teams lässt sich wunderbar an Sportteams beobachten. Wer einmal Fußballweltmeister ist, wird beispielsweise nicht automatisch Europameister zwei Jahre später. Je früher man Probleme im Team erkennt, desto besser kann man gegensteuern. Bestimmte Symptome der Teamalterung zeigen einen bevorstehenden Leistungsabfall.
Probleme bei der Teamarbeit, bevor sie überhaupt offen sichtbar sind, zeigen diese Anzeichen für Teamprobleme:
- Beschäftigung mit sich selbst, anstatt mit der Aufgabe. Teams beginnen sich oftmals ab einem gewissen Vertrautheitsgrad der Mitglieder zunehmend mit sich selbst anstatt mit der Aufgabe zu befassen. Zwischenmenschliche Aspekte treten dann in den Vordergrund und verdrängen die eigentliche Aufgabe des Teams. Das können gemeinsame Interessen und Freizeitaktivitäten sein aber auch Konflikte oder romantische Beziehungen am Arbeitsplatz. All das führt mittelfristig zu Problemen bei der Teamarbeit.
- Starre Verhaltensweisen und Rollen. Teams entwickeln gewohnte Verhaltensweisen und Rollen heraus, was zunächst sinnvoll ist und Vorteile bringt. Irgendwann verhärten sich sind diese Verhaltensweisen und Rollen dann, sind träge und können sich nur mehr schwer verändern. Spätestens, wenn sich die Situation ändert, funktioniert das Team nicht mehr. Teammitglieder verharren dann statisch in ihren Rollen und verteidigen diese sogar gegen Abtretung, Einflussnahme oder Veränderungen nach dem Motto „Dafür bin ich zuständig!“. Das tun sie auch dann, wenn jemand anderes die Rolle besser und passender ausfüllen kann. Ein starres Korsett aus Gewohnheiten und verkrusteten Rollen führt zu schlechter Zusammenarbeit und Teamversagen. Es gelten dann Weisheiten wie: „Wir haben das schon immer so gemacht.“ oder „Das hat letztes Mal auch so funktioniert!“ und behindern notwendige Veränderung und Innovation. All dies hemmt die Innovation und Veränderungsfähigkeit der Teams, schadet der Teamleistung.
- Gruppendenken. Darüber hinaus nimmt mit der Zeit das Gruppendenken zu, soziale Normen, die viele Vorteile haben können, entwickeln dann eine veränderungsfeindliche Macht. Abweichende Meinungen werden sanktioniert, als Konsequenz nicht mehr geäußert bzw. gar nicht mehr gebildet. Mitglieder haben dann berechtigterweise Angst, Verhaltensweisen und Rollen überhaupt zum Thema zu machen, über Ziele und bestimmte Fakten zu diskutieren. Darunter leidet die Innovationskraft von Teams, die Qualität der im Team getroffenen Entscheidungen und die Leistung.
- Erosion funktionaler sozialer Normen. Insbesondere bei den sozialen Normen zu Leistung, Entwicklung und Lernen sowie Veränderung und Innovation beginnt eine langsame Erosion. Selbstgerechtigkeit („Wir gehören ohnehin zu den besten!“) und Bequemlichkeit („Das können wir auch später angehen!“) ziehen ein und führen zu Schwierigkeiten im Team.
Dass ein Team nicht mehr funktioniert, kündigt sich also mit zahlreichen Anzeichen und Symptomen frühzeitig an. Problem bei der Teamarbeit sind kein Blitz aus heiterem Himmel, sondern sie sind wie ein Gewitter, das man schon lange als Wolkenformation mit viel Wetterleuchten heranziehen sieht.
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Was können Teams und Führungskräfte unternehmen, um einer Alterung von Teams vorzubeugen und gealterte Teams wieder aufzufrischen?
Probleme bei der Teamarbeit verhindern
Wie kann man Probleme bei der Teamarbeit verhindern? Es gibt einige Maßnahmen, die sich bewährt haben, um Problemen im Team vorzubeugen. Hier eine kurze Übersicht:
Maßnahmen, die Teamprobleme verhindern:
- Teamorientierte Organisation fördern. Schwierigkeiten im Team liegen oft an vergleichsweise trivialen Ursachen. Beispielsweise daran, dass Individualismus belohnt wird. Zu einer teamorientierten Organisation gehören daher beispielsweise Anreizsysteme, die Zusammenarbeit belohnen und nicht abstrafen.
- Teams sinnvoll zusammenstellen. Teams sollten nicht zu groß werden und die richtigen Persönlichkeiten beinhalten. Auch zu viel Diversität und zu große Unterschiede zwischen den einzelnen Teammitgliedern führt oft zu Konflikt und Problemen.
- Teamkompetenz der Teammitglieder steigern. Dabei sind insbesondere soziale Fähigkeiten wichtig, wie konstruktiv Kritik geben können, Zuhören können und Argumentieren. Schlechte Zusammenarbeit im Team hat oft mit mangelnder sozialer Kompetenz der einzelnen Mitglieder zu tun.
- Teamgeist stärken. Alles, was den Zusammenhalt fördert, vermeidet in der Regel auch Konflikte im Team. Insbesondere externe Angriffe auf die Kohäsion von Teams können zu verringerter Teamleistung führen (Beal et al., 2003) und sollten von der Führungskraft als Risiko betrachtet werden.
- Teamlernen fördern. Teams, die nicht lernen, altern schnell. Teamlernen hängt unmittelbar mit der Leistungsfähigkeit zusammen (Zellmer-Bruhn und Gibson, 2006) und ist eines der Felder, auf die sich Teamführung konzentrieren sollte, um Alterung von Teams zu begrenzen.
- Austausch zwischen Teams. Eine generelle Stärkung von Kommunikation zwischen Teams im Unternehmen (und auch mit Personen und Teams außerhalb der eigenen Organisation) kommt dem Lernen, der Leistungsfähigkeit und Innovation zugute. Ideen und Innovationen können so von einem Team ins andere gelangen, was Schwierigkeiten im Team durch mangelnde Innovation verhindert. Sinnvoll ist auch, wenn Personen nicht nur in einem Team sind, sondern gleichzeitig mehreren Teams zugeordnet sind und so immer neue Ideen kennen lernen. So können Mitarbeiter etwa an einem bestimmten Wochentag mit einem anderen Team an einer anderen Aufgabe arbeiten, um Innovationen zwischen den Teams zu transportieren.
- Innovations- und Leistungsklima. Ein generell innovations- und leistungsfreundliches Klima, in dem sich die Teams selbst beobachten und weiterentwickeln, ist ebenfalls hilfreich gegen den Alterungsprozess in Teams.
- Gesundes Selbstbewusstsein des Teams. Der Glaube an die eigene Macht und die Möglichkeit „es schaffen zu können“ ist ein zentraler Motivator für Teams (Hyatt und Ruddy, 1997). Führungskräfte sollten diesen Glauben robust entwickeln, so dass einzelne Misserfolge ihn nicht gefährden. Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass dieser Glaube nicht zu Selbstgerechtigkeit führt nach dem Motto „Wir sind ohnehin die Besten und müssen uns nicht mehr anstrengen!“. Insbesondere nach Rückschlägen, muss der Glaube an die Macht des Teams oft wieder aufgebaut werden.
- Sensibilisierung für Teamalterung. Warum nicht auch die Teammitglieder für die Erscheinungen der Alterung sensibilisieren und gegebenenfalls Trainings und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten, die hier greifen? Auf dieser Basis kann man gemeinsam mit den Teammitgliedern Maßnahmen entwickeln und einsetzen. Derartige Trainings können im Bereich Kreativität, Kommunikationsfertigkeiten, Projektmanagement, Persönlichkeitsentwicklung und vieles mehr angeboten werden, um über die einzelnen Mitglieder neue Impulse in das Team zu tragen.
Probleme bei der Zusammenarbeit im Team sind kein unausweichliches Schicksal. Man kann sie oft verhindern oder zumindest abschwächen.
Teamprobleme lösen
Trotz aller Maßnahmen wird man Teamprobleme und dysfunktionale Teams nicht immer verhindern können. Was tun, wenn ein Team nicht funktioniert? Will man Teams auffrischen und Teamalterung reduzieren, dann besteht das Risiko mit dem gesamten Team einen Konflikt einzugehen. Mit geeigneten Strategien zur Intervention lässt sich Konflikt jedoch meist vermeiden, das Ganze Team in eine konstruktive Richtung führen und die Teamleistung wiederherstellen.
Maßnahmen, die Teamprobleme lösen:
- Teambuilding betreiben. Typische Teambuilding-Maßnahmen können ein guter Einstieg sein, um verlorene Agilität und reduzierte Sympathie wieder aufzubauen.
- Konsens über Teamziele schaffen. Ein Konsens im Team über Ziele und deren Prioritäten hilft große Probleme zu reduzieren und alle gemeinsam an einen Strang ziehen zu lassen (Iaquinto und Fredrickson, 1997). Das zu unterstützen, ist Aufgabe der Führungskraft, denn nur so kann eine Akzeptanz und sogar Bindung zu den Zielen hergestellt werden. So kann das Team motiviert werden, sich mit der Aufgabe zu befassen, anstatt nur mit sich selbst.
- Rotation der Teammitglieder. Eine Rotation von Mitgliedern zwischen Teams kann dem Prozess der Alterung von Teams entgegenwirken. Die Maßnahme bricht die Beschäftigung mit arbeitsfremden Inhalten und verkrustete Rollen auf. Eine Rotation fördert Lernen, Kreativität und Leistung. Das geschieht vor allem durch Wissenszuwachs und den Austausch von Innovationen zwischen den Teams. Der Austausch einzelner Teammitglieder zu einem Zeitpunkt ist unproblematisch für die Teamleistung, wenn kompetente Nachfolger eingesetzt werden (Naylor und Briggs, 1965).
- Ungerechtigkeitsgefühl auflösen. Das Gefühl als Team ungerecht behandelt zu werden ist eine häufige Ursache für Teamalterung (Colquitt, Noe und Jackson, 2002). Die Leistung bricht dann oftmals ein, ebenso wie die Zufriedenheit. Die Fehlzeiten und die Fluktuation der Mitglieder nehmen zu. Es ist Aufgabe der Führungskräfte, ein Gerechtigkeitsklima aufrecht zu erhalten und das Team gegen externe Angriffe auf das Gerechtigkeitsempfinden zu verteidigen.
- Teamkultur verbessern. Teamprobleme löst man nur, wenn man an ein Thema herangeht: „Welches Verhalten ist normal bei uns im Team?“ Das ist eine Frage der Teamkultur. Um Probleme bei der Zusammenarbeit im Team zu beseitigen wird man die Kultur verändern. Das berührt dann Fragen wie: Wie viel Leistung ist normal? Wie gehen wir miteinander um? Welchen Stellenwert haben Weiterbildung und persönliche Entwicklung bei uns?
- Teamrollen nutzen. Zu den Rollen im Team gehören auch teamorientierte Rollen. Das sind Personen, die nicht nur auf die Arbeitsaufgabe, sondern auch besonders auf das Team und die Zusammenarbeit achten. Ohne solche Personen funktioniert ein Team nicht. Diese Rollen sollten unbedingt in einem Team besetzt sein, um es zu erneuern und zu revitalisieren. Wichtig ist dass diese Personen hohen Status und Akzeptanz im Team haben und ihre Beobachtungen mitteilen.
- Konflikte in Teams managen. Wenn Teamarbeit nicht funktioniert, dann liegt das oft an Konflikt. Beziehungskonflikte beschäftigen das ganze Team, führen zu Unzufriedenheit, hohem Krankenstand und Kündigungen. Wer Probleme im Team lösen will, der muss dysfunktionale Konflikte beseitigen.
Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.
Probleme bei der Teamarbeit: Literatur
Aktuelle Literatur-Tipps zu Problemen bei der Teamarbeit.
- Kopp, Lorelei (Autor)
Soziale Rollen und Status sind das Thema im nächsten Kapitel. Beides ist zu beachten, wenn Teamleistung maximiert werden soll.