Wenn es ein Instrument gibt, das besonders im Trend liegt, um Führungskräfte zu entwickeln, dann ist es Führungskräfte-Coaching (Ely et al., 2010). Nur sind die Vorstellungen, um was es sich dabei genau handelt, sehr unterschiedlich. Und auch die Qualität der Angebote ist nicht immer das, was sich die Kunden erhoffen. Dieses Kapitel verdeutlicht typische Inhalte beim Coaching für Führungskräfte und die entscheidenden Erfolgsfaktoren. Es zeigt, warum es sehr schwer ist, einen guten Coach zu finden und wie man einen guten Coach finden und erkennen kann. Am Schluss folgt die Definition von Führungskräfte-Coaching, eine Abgrenzung von anderen Ansätzen und die wichtigsten Tipps dazu. …
In diesem Beitrag:
Führungskräfte-Coaching: Inhalte
Führungskräfte-Coaching hat sich als ein wesentliches Instrument entwickelt, um die Entwicklung von Führungskräften zu unterstützen (Feldman und Lankau, 2005). Vorteile von Coaching sind die hohe Vertraulichkeit, der fokussierte herausforderungsbezogene Ansatz und die individuelle Unterstützung, sich zu entwickeln. Wegen der eher hohen Kosten der Maßnahme ist die Finanzierung meistens auf wenige Stunden oder für Top-Führungskräfte beschränkt. Privat können Führungskräfte natürlich zusätzlich derartige Leistungen einkaufen.
Das Buch zum Online-Text.
Diplompsychologe Prof. Dr. Florian Becker liefert:
- praxiserprobte Tipps aus unseren Projekten mit Top-Unternehmen und Workshops mit Führungskräften
- wissenschaftliche Qualität aus jahrzehntelanger Forschungsarbeit
- kompaktes Format, weil Ihre Zeit kostbar ist
Ihr Vorsprung bei Mitarbeiterführung.
Die Themen und Inhalte von Führungskräfte-Coaching können so bunt sein, wie das Leben als Führungskraft selbst. Mal geht es darum, mit dem schwierigen Chef umzugehen, mal mit Partnern aus China erfolgreich zusammen zu arbeiten, mal darum, die Mitarbeiter für eine Veränderung zu motivieren und mitzunehmen.
Im Kern geht es also immer um eine Entwicklung der Führungskraft, typische Inhalte sind:
- Umgang mit Situationen. Wie kann ich in bestimmten Situationen (Präsentationen, Kundengespräch, Mitarbeitergespräch, neue Führungsposition) souveräner werden? Typische Felder sind hier Selbstbewusstsein und Körpersprache.
- Eigene Kompetenzen und Entwicklung als Person. Wie kann ich entscheidende Kompetenzen verbessern? Wie kann ich mich als Führungskraft und Person weiterentwickeln?
- Karriere. Wie sieht der nächste Karriereschritt aus, wie kann ich ihn umsetzen, wie kann ich auf der neuen Position erfolgreich starten?
- Umgang mit Menschen. Wie werde ich erfolgreicher im Umgang mit Mitarbeitern, Kollegen Führungskräften? Hier spielen oft Inhalte wie beobachten und zuhören können sowie andere Aspekte der Kommunikation, etwa Fragen stellen, ein Rolle.
- Sinn und Bedeutung der Arbeit. Wie bekomme ich meine Arbeit und meine Werte zusammen? Wie kann ich das, was ich tue, als sinnvoller empfinden oder so verändern, dass Sinn entsteht?
- Gesundheit. Wie erhalte ich meine Gesundheit und gehe nachhaltig mit Druck und Stress um?
Im nächsten Abschnitt geht es um Coaching-Methoden.
Führungskräfte-Coaching: Methoden
Coaching stellt den Klienten in den Mittelpunkt und versucht diesen zu aktivieren, damit er selber Lösungen für die Themen entwickelt, die ihn bewegen. Anders als häufig bei der Beratung geht es also nicht darum, dem Klienten gut zuzuhören und dann eine fertige Lösung für ihn zu entwickeln. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe. Entsprechend sind die Methoden für Führungskräfte-Coaching ausgerichtet. In einem Coaching finden sich immer verschiedene Methoden im Einsatz, ein Methoden-Mix. Insgesamt gibt es natürlich hunderte „Coaching-Tools“. Typischerweise findet man in Coachingsitzungen mit Führungskräften:
Warum Führungskräfte dabei genau hinsehen sollten, wer sie coacht, macht der nächste Abschnitt deutlich.
Warum man Coaches sehr genau aussuchen sollte
Jedes Jahr wird in Deutschland viel Geld mit Coaching verdient – allerdings in erster Linie mit der Ausbildung von immer neuen Coaches und weniger mit dem tatsächlichen Coaching. Nur die wenigsten Coaches verdienen später ihren Lebensunterhalt damit. Das mag auch daran liegen, dass sich jeder Coach nennen darf und jeder Coaches ausbilden darf. Es darf auch jeder einen Verband gründen, der Coaches zertifiziert oder Einrichtungen akkreditiert, die Coaches ausbilden. Es entsteht der Eindruck, dass sich hier vieles nur um sich selbst dreht und für die meisten eine Coachingausbildung eher ein Weg der Selbstfindung an sich ist, als ein Instrument darstellt, mit dem sie dann später anderen Menschen helfen.
Es gibt also unendlich viele Coaches aber sehr wenige gute. Umso wichtiger genau hinzusehen, wenn es um die Auswahl von Coaches für Führungskräfte geht. Wie das geht, das zeigt der nächste Abschnitt.
Erfolgsfaktoren für Coaching: Einen guten Coach finden und erkennen
Was sind die Erfolgsfaktoren für Coaching? Wie sieht ein guter Coach aus? Da sich jeder Coach nennen kann und das auch oft jeder macht, sollten sich Führungskräfte bei der Auswahl von Coaches absichern. Dabei empfiehlt sich folgende Checkliste.
Je mehr dieser Punkte zutreffen, desto eher ist ein Coach geeignet:
- verhaltenswissenschaftliches Studium (z. B. im Psychologiebereich)
- eigene umfangreiche Erfahrung als Führungskraft oder Berater von Führungskräften
- umfangreiche Erfahrung im Coaching von Führungskräften
- positive Referenzen und Empfehlungen (entweder über Bekannte oder die Personalabteilung des Unternehmens – viele Firmen haben einen Coaching-Pool mit mehreren getesteten Coaches)
- Passung der Erfahrungen und Kompetenzen zur Fragestellung
- persönliche Passung zum Coachee
Wie immer bei Dienstleistungen entscheiden nicht nur rationale Punkte. Daher ist nicht zuletzt ein gutes zwischenmenschliches Gefühl im Probecoaching wichtig, damit eine Vertrauensbasis entstehen kann.
Manche Unternehmen haben eigene interne Coaches. Das stellt die Frage in den Raum: Soll ich einen internen oder einen externen Coach nehmen? Interne Coaches haben folgende Vorteile: Kenntnis des Unternehmens (z. B. Kultur und Prozesse), Kenntnis vergleichbarer Herausforderungen, leichte Verfügbarkeit. Externe Coaches bieten folgende Vorteile: stärkeres Gefühl der Vertraulichkeit, breiterer Erfahrungsschatz und andere Perspektiven, weniger Weisungsgebundenheit (manche Unternehmen grenzen bestimmte Themen aus).
Als nächstes eine Definition von Führungskräfte-Coaching.
Was Coaching für Führungskräfte ist: Definition
Führungskräfte-Coaching ist kein langjähriges und permanentes Mentoring, sondern ein klar zeitlich und inhaltlich umrissener kurzfristiger Auftrag. Typischerweise handelt es sich um mehrere Stunden, die im Wochenrhythmus stattfinden.
Ziel des Coachings ist, die Führungskraft auf aktuelle oder zukünftige Herausforderungen vorzubereiten, indem man Kompetenzen aufbaut. Die Themenfelder von Coaching können daher sehr unterschiedlich sein, je nachdem was eine Führungskraft gerade oder zukünftig braucht. Vielleicht möchte eine Führungskraft Unterstützung dabei, dass sie mehr Wertschätzung zu ihren Mitarbeitern vermittelt. Eine andere Führungskraft möchte sehen, wie sie Rollen und Verantwortlichkeiten klarer abgrenzt, eine dritte möchte lernen richtig zu delegieren und eine vierte den nächsten Karriereschritt vorbereiten. Führungskräfte-Coaching hat daher folgende Definition:
Der nächste Abschnitt grenzt Coaching von ähnlichen Ansätzen der Führungskräfteentwicklung ab.
Führungskräfte-Coaching: Abgrenzung von anderen Konzepten
Was ist jetzt eigentlich der Unterschied zwischen Führungskräfte-Coaching, Führungsseminaren, Beratung und Mentoring? Die wesentlichen Unterschiede kurz in Stichpunkten:
- Was Führungskräfte-Coaching von Führungsseminaren unterscheidet (und damit auch teurer macht), ist daher der individuelle und interaktivere Ansatz. Manufaktur ist halt immer teurer. Im Seminar bzw. Training steht ein Thema im Mittelpunkt – bei Coaching der Klient.
- Was Führungskräfte-Coaching von Beratung abgrenzt, ist der stärkere Fokus auf die Unterstützung zur Selbsthilfe und den Aufbau von eigenen Kompetenzen.
- Was Führungskräfte-Coaching von Mentoring abgrenzt, ist dass es hier nicht um den Aufbau einer nachhaltigen Beziehung zu einer anderen Person geht, die dann bei allen möglichen zukünftigen Themen hilft, sondern um ein kurzfristiges und konkretes Thema. Viele Coaches sind auch hoch spezialisiert auf bestimmte Themen.
In der Praxis sind natürlich die Übergänge oft fließend, weil manche Führungskräfte, nicht selbst nachdenken wollen und Beratung bequemer ist als Hilfe zur Selbsthilfe (was dann eben auch so gehandhabt wird) oder weil mehrere Führungskräfte zusammen in ein „Teamcoaching“ gepfercht werden, das dann am Ende auch eher ein Workshop oder Training ist (Kets de Vries, 2005).
Welche Wirkungen kann Führungskompetenz bei den Geführten entfalten? Ansätze der transformationalen Führung zeigen, dass viel mehr möglich ist, als in den meisten Unternehmen geschieht. Dazu alles im nächsten Kapitel.
Führungskräfte-Coaching: Ansprechpartner
Die Wirtschaftspsychologische Gesellschaft ist für viele Führungskräfte Sparring-Partner und Coach.
Gerne kontaktieren Sie uns für weitere Informationen zu unseren Leistungen rund um Führungskräfte-Coaching.
Ihr Ansprechpartner zu Führungskräfte-Coaching:
E-Mail: xiaojuan.ma@wpgs.de
Anschrift:
Wirtschaftspsychologische Gesellschaft
Arndtstraße 4, 80469 München
Tel.: +49 (89) 4523 8737
Hier finden Sie mehr Informationen zu unseren Leistungen.