Führung: Definition und Perspektiven

Was ist Führung und wie lautet eine Definition? Was bedeutet die Bezeichnung Führungskraft? Was ist der Unterschied von Führung und Management?
Davon handelt dieses Kapitel. Es zeigt die Definition von Führung sowie wichtige Merkmale  davon und Perspektiven darauf.
Tatsächlich handelt es sich bei Führung um ein Wort, das aus der Umgangssprache in die Wissenschaft übernommen wurde und nicht anders herum. Daher ist der Begriff schwammig und erfordert eine genaue Definition. Der erste Abschnitt stellt diese vor. …

Definition: Führung ist im Kern eine Beeinflussung von Menschen

Was ist Führung? Definition

Was bedeutet Führung? Eine oberflächliche Definition: Führung bedeutet Ergebnisse über andere Menschen zu erreichen! Führung einfach erklärt – so liebt es die Praxis. Bei dieser Definition stellen sich schnell einige Fragen: Ist dann ein Verkäufer, der Umsatz über einen Kunden erreicht, auch Führung? Und ist es dann Führung, wenn mir jemand spontan und von sich aus hilft, ein Ergebnis zu erreichen? Fazit: Oberflächliche Definitionen sind zwar in der Praxis beliebt – allerdings begrenzt brauchbar für wissenschaftliche Zwecke. Führung zu definieren ist also nicht so leicht.

Entsprechend gibt es vielfältige Definitionen von Führung (zum Überblick, z.B. Bass, 2008, S. 3 bis 26). Diese sind aber oft unzutreffend, sehr eindimensional bis hin zu falsch, da entweder wichtige Aspekte fehlen oder diese häufige Merkmale von Führungspersonen (wie z.B. formelle Autorität, Vorbildfunktion oder Entscheidungsspielraum) mit dem Prozess der Führung selbst verwechseln bzw. gleichsetzen. Definitionen wie „Führung bedeutet Autorität zu haben!“, „Führungskraft ist, wer Gefolgschaft hat!“ oder „Führung heißt Vorbild zu sein!“ sind von der Aussage her nicht falsch. Als Definitionen sind sie dennoch wenig hilfreich, da sie sich auf einen Aspekt der Führung beschränken und Machtgrundlagen (Status), Wirkungen (Verhaltensbeeinflussung) oder Instrumente (Vorbildverhalten) der Führung mit dem zu Grunde liegenden Phänomen verwechseln.

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Was also versteht man unter Führung von Menschen aus wissenschaftlicher Sicht? Führung als Begriff wird zudem nicht nur in Bezug auf Menschen verwendet, sondern auch auf anderes wie etwa Unternehmen, Automobile oder sogar Hunde. Meist ist damit irgendeine Form der Lenkung und Beeinflussung gemeint. Das gilt auch für die Menschenführung. Obwohl es also in der Wissenschaft und auch bei einigen „Praktikern“ unterschiedliche Versuche gibt, das Phänomen Führung zu erfassen und zu definieren (vgl. Stogdill, 1974, S. 259), kann man es doch auf einen zentralen Kern zusammenfassen. Führung im Sinne von Menschenführung ist danach folgendermaßen definiert:

Führung ist die zielgerichtete Beeinflussung des Erlebens und des Verhaltens von Einzelpersonen und von Gruppen innerhalb von Organisationen.

Ausgehend von dieser Definition zeichnet sich Führung durch bestimmte Merkmale aus.

Führung: Merkmale und Bedeutung

Was bedeutet Führung? Ausgehend von der Definition geht der Blick tiefer auf die Bedeutung. Führung hat Merkmale, die sich aus der Definition ableiten:

Führung ist ein Prozess
Führung ist nach dieser Definition ein Prozess der Beeinflussung, der zwischen Menschen stattfindet. Er muss nicht auf eine Führungsperson beschränkt sein und kann wechselseitig zwischen Personen stattfinden. Einfluss kann dabei auf die unterschiedlichste Art und Weise stattfinden, etwa durch Belohnungen und Sanktionen, rationale Argumente oder emotionale Ansätze wie die Vermittlung von Ideologie.

Führung hat mit Macht zu tun
Macht ist definiert, als die Möglichkeit auf das Verhalten und Denken von Menschen einzuwirken. In so fern ist Macht die Basis für Führung. Eine Führungskraft, die andere nicht beeinflussen kann, hat keine Macht, ist überflüssig. Der Wert einer Führungskraft ist also direkt mit ihrer Fähigkeit verknüpft, Mitarbeiter zu beeinflussen. Für diese Beeinflussung hat eine Führungskraft viele Möglichkeiten, etwa Führungsinstrumente wie Lob, Zielvereinbarungen oder ihre Vorbildfunktion (French, Raven und Cartwright, 1959).

Führung ist zielgerichtet
Das bedeutet, dass nicht jede ggf. auch nicht bewusste oder unabsichtliche Beeinflussung Führung ist. Zudem bedeuten Führungsziele immer auch, dass für ihre Erreichung mehrere Menschen verantwortlich sind. Und es kann sein, dass mehrere Personen auf einzelne Mitarbeiter Einfluss nehmen mit unterschiedlichen Zielen. Manchmal entsteht auch Konflikt und Widerspruch zwischen den Zielen.

Führung entsteht im sozialen System
Führung findet im System zwischen Führungskräften und Mitarbeitern statt. Oft macht man den Erfolg alleine an der Führungskraft fest, entlässt damit die Mitarbeiter aus der Verantwortung für gute oder schlechte Ergebnisse. Wirklich überragende Ergebnisse lassen sich mit Führung aber nur erreichen, wenn Führungskräfte und Mitarbeiter sie als gemeinsame Aufgabe und Verantwortung verstehen. Das ist bisher noch selten der Fall.

Führung bezieht sich auch auf Erleben
Das Ziel der Beeinflussung ist oft nicht direkt das Verhalten, sondern dem Verhalten zu Grunde liegende psychologische Ziele: Emotionen, Motive oder Bewertungen der Arbeit (z.B. gute Laune, Zufriedenheit, Leistungsmotivation und gefühlte Bedeutsamkeit der Tätigkeit). Mitunter geht es auch einfach darum, zu informieren und wichtiges Wissen zu vermitteln – etwa was die konkreten Ziele bei einer Aufgabe sind. Viele Führungskräfte beachten diese psychologischen Grundlagen des Verhaltens. Moderne Führungsansätze konzentrieren sich oft mehr auf die „Köpfe“ der Mitarbeiter als auf ihr direktes Verhalten.

Führung bezieht sich auf Einzelpersonen, aber auch auf Gruppen
Führung ist zunehmend auf ganze Teams gerichtet. Die Führung von getrennt arbeitenden Mitarbeiter, die untereinander wenig Interaktion haben, gehört zunehmend der Vergangenheit an, Teams sind in modernen Organisationen allgegenwärtig. So haben die allermeisten größeren Unternehmen die Mehrzahl ihrer Mitarbeiter in Teams beschäftigt (Strozniak, 2000). Mitarbeiter arbeiten hier mit viel Interaktion und Selbstorganisation. Anstatt einzelnen Mitarbeitern zu sagen, was sie konkret tun sollen, konzentrieren sich moderne Führungskräfte oft darauf, dass eine hohe Leistungsnorm und Zusammenhalt im Team bestehen und es keine negativen Dynamiken wie dysfunktionalen Konflikt gibt.

Führung ist Beeinflussung innerhalb von Organisationen
Führung findet innerhalb von Organisationen statt. Diese können sehr klein sein, etwa ein Team – oder sehr groß, etwa ein global aufgestelltes Unternehmen. Zwar werden auch Menschen außerhalb der Organisationen beeinflusst, wie etwa Kunden, Investoren, Medien oder Politiker, doch ist hier nicht von Führung zu sprechen.

Führung kann geteilt ausgeübt werden
Das Bild einer einzelnen Führungskraft, die klar die Führungsrolle ausfüllt, ist in vielen Praxiskontexten veraltet. Ein Bild dazu: Auch in Familien gibt es meist zwei Elternteile, die sich Führung teilen und zudem immer mehr Macht an die Kinder abgeben, je älter diese Kinder werden. Ähnlich sieht es an vielen Arbeitsplätzen aus. Führung üben dort mehrere Personen aus und Mitarbeiter haben zunehmend Freiraum und Eigenverantwortung, sich und andere selbst zu lenken. Zeitgemäß ist daher, Führung als gemeinsame Verantwortung für bestimmte Handlungsfelder zu betrachten.

Führung ist nicht an eine formelle Position gebunden
Oft geht Führung mit einer formellen bzw. offiziellen Führungsposition einher. Aber das muss nicht so sein. Tatsächlich kommt es vor, dass eine Person auf einer Führungsposition dennoch nicht führt, also nur wenig zielgerichteten Einfluss auf das Verhalten der Menschen in ihrer Organisation entfaltet. Umgekehrt können auch Personen, ohne offizielle Führungsposition, starken Einfluss auf das Denken und Verhalten der Menschen in ihren Organisationen ausüben. Man bezeichnet das dann als informelle Führung.

Die folgende Abbildung stellt diese Merkmale von Führung nochmal im Überblick dar.

Führung: Definition und Merkmale

Der Begriff Führung und seine Bedeutung ist zusätzlich ideologisch umkämpft. Dazu der nächste Abschnitt.

Führung: Kritik und Perspektiven

Eine rein technisch-wissenschaftliche Definition ist für einige nicht akzeptabel. Es gibt andere Perspektiven und Definitionsversuche. Manche Wissenschaftler und Praktiker versuchen, ideologisch getrieben, Führung weiter einzugrenzen. Das Phänomen tritt vor allem im englischen Sprachraum auf. Vermutlich weil der Begriff „leadership“ dort anders und positiver besetzt ist als der Begriff „Führung“ in der deutschen Sprache. Man möchte den Begriff „leader“ daher nicht jedem zugestehen. Das Motto ist hier dann: „Immer, wenn jemand Ziele verfolgt oder Methoden einsetzt, die mir nicht gefallen, dann ist das keine Führung und auch keine Führungsperson. Basta!“

Manche Führungskräfte polarisieren stark

Zwar mag es emotional befriedigend sein, bestimmte Politiker oder Manager vom Begriff Führung auszuschließen – es bleiben aber zu viele Fragen stehen, die nicht objektiv geklärt werden können: Was sind sie dann und was ist es dann, was sie tun? Und wo ist die Grenze, wer zählt noch als Führungskraft? Und sind vielleicht nicht gerade diejenigen Führungskräfte, deren Mitarbeiter sich am aller besten fühlen und voller Begeisterung für deren Ziele einsetzen, die manipulativsten?
Der Ansatz, Führung nach ethischen Gesichtspunkten einzugrenzen, verwirrt also mehr als dass er zu einem besserem Verständnis des Phänomens Führung beiträgt. Sinnvoller ist es daher, einfach festzustellen, dass Ethik bei der Führung eine wichtige Rolle spielt. Führungskräfte verfolgen nicht automatisch Ziele und setzen nicht nur Methoden der Beeinflussung ein, die auf ungeteilte ethische Zustimmung stoßen – vielleicht sogar in den seltensten Fällen. Zu verschieden sind auch die Vorstellungen zu Ethik je nach Kultur, Zeit und sozialem Kontext. Und zu verschieden sind Führungskräfte und ihre Methoden.

Der nächste Abschnitt entwickelt eine Definition für Führungskraft.

Wann ist jemand eine Führungskraft? Definition

Man kann es sich leicht machen mit der Definition von Führungskraft: „Jeder, der zielgerichtet das Erleben und Verhalten von Mitgliedern in Organisationen beeinflusst, ist Führungskraft!“. Nur, was ist, wenn jemand andere beeinflusst aber dafür gar nicht vorgesehen ist? Ist diese sogenannte informelle Führung auch etwas, was jemanden zur Führungskraft macht? In den Augen vieler sicher nicht. Für sie ist Führungskraft nur jemand, dessen offizielle Aufgabe es ist, Mitglieder in Organisationen in ihrem Erleben und Verhalten zielgerichtet zu beeinflussen. Jemand der offiziell eine Position inne hat, mit Führung beauftragt ist, ein typischer Chef eben. Diese Menschen verwenden folgende Definition: „Führungskraft ist jemand, zu dessen Aufgaben es gehört, zielgerichtet das Erleben und Verhalten von Mitgliedern in Organisationen zu beeinflussen!“ Aber was ist, wenn diese Person zwar auf einer Führungsposition sitzt aber nicht zielgerichtet führt? Ist sie dann noch eine Führungskraft, ist diese Bezeichnung noch gerechtfertigt? Es ist also nicht so einfach, den Begriff Führungskraft zu definieren, wenn es ganz konkret wird.

Als Fazit können wir folgende Definitionen festhalten:

Führungskraft ist jemand, zu dessen Kernaufgabe es gehört, zielgerichtet das Erleben und Verhalten von Mitgliedern in Organisationen zu beeinflussen.
Informelle Führungskraft ist jemand, der zielgerichtet das Erleben und Verhalten von Mitgliedern in Organisationen beeinflusst, obwohl das nicht zu seinen Kernaufgaben gehört.

Der nächste Abschnitt zeigt verschiedene Blickwinkel auf Führung.

Verschiedene Perspektiven auf Führung

Es gibt verschiedene Blickwinkel und Perspektiven auf die Führung von Menschen, wie folgende Abbildung zeigt. Manche davon sind ungewohnt aber dennoch sehr entscheidend, wenn es um erfolgreiche Zusammenarbeit und Karriere geht.

Abbildung: Perspektiven auf Führung

Wesentliche Perspektiven auf Führung sind:

In der Regel versteht man in Organisationen Führung als Führung nach unten, als Führung von unterstellten Mitarbeitern. Diese Perspektive der Führung im engeren Sinne ist sicher die klassische und naheliegende auf das Thema Führung. Unternehmen investieren hier meist ohne Vorbehalte in Trainings und Führungskräfteentwicklung und erwarten, dass ihre Führungskräfte diese Kompetenzen weiter ausbauen. Der Zusammenhang mit dem betrieblichen Erfolg erscheint eindeutig, schließlich ist gewünscht, dass Führungspersonen die Ziele von oben bei ihren Mitarbeitern durch Einflussnahme umsetzen. In Führungstrainings wird somit wie selbstverständlich meist ausschließlich diese Perspektive vermittelt.

Führung nach oben ist die Führung, mit der Mitarbeiter ihre Vorgesetzten lenken und leiten. Für die einzelne Führungskraft mag das persönlich der wichtigste Aspekt der Führung sein, hängen doch die Karriere und auch Aspekte der Selbstverwirklichung sehr stark von dieser Kompetenz ab. Damit steht und fällt vieles: „Bekomme ich grünes Licht und Rückenwind für meine Vorhaben?“, „Bekomme ich ausreichend Mitarbeiter, Finanzen und andere Mittel für meinen Verantwortungsbereich?“. Wer nach oben führen und überzeugen kann, kann viel mehr bewegen in Unternehmen – und er kann sich auch sich selbst karrieremäßig besser bewegen. Das Interesse an diesem Thema bei der einzelnen Führungskraft sollte deshalb hoch sein. Tatsächlich befassen sich viele Führungskräfte damit oft sogar mehr als mit der Führung nach unten (vgl. Luthans, Hodgetts und Rosenkrantz, 1988). Entsprechend verwunderlich ist, dass es hierzu bislang wenige Veröffentlichungen und Trainingsangebote für Führungskräfte zur Führung nach oben gibt. Die Bereitschaft von Arbeitgebern, in derartige Kompetenzen zu investieren, ist allerdings verständlicherweise eher gering, denn die Vorstellung, dass von unten nach oben geführt wird, widerspricht meist dem gewohnten Denken und Selbstverständnis der Entscheider.

Praxistipps
Führungskräfte sollten ihre Perspektive auf Führung möglichst erweitern, um die Stärken verschiedener Blickwinkel zu nutzen. Es gilt, das Spannungsverhältnis und die unterschiedlichen Interessen innerhalb der Organisation zu verstehen und in alle Richtungen erfolgreich zu führen.

Wer nur die Perspektive der Führung nach unten sieht und dabei verharrt, verbaut sich wertvolle Chancen im Berufsleben, denn er übersieht wesentliche weitere Handlungsfelder der Führung. Er wird schnell zum Spielball anderer Interessen und fremdgesteuert durch Vorgesetzte und Kollegen oder gerät in Konfliktsituationen – auch mit sich selbst und privaten Interessen.

Daneben gibt es auch den Begriff laterale Führung, die als Führung von hierarchisch gleich gestellten Personen definiert ist. Nicht selten ist laterale Führung erforderlich, um Projekte erfolgreich abzuschließen. Wer es nicht schafft, auf einer Ebene gut zusammenzuarbeiten und Allianzen zu schmieden, wird Nachteile als Führungskraft haben. Obgleich das für den praktischen Erfolg einer Abteilung, die eine Führungskraft verantwortet, ein wesentlicher Aspekt ist, findet man dazu in Trainings und Lehrbüchern kaum Ansätze.

Auch in der Interaktion mit externen Gruppen wie Kunden und anderen Interaktionspartnern (z.B. Lieferanten oder Dienstleistern) liegt eine wichtige Perspektive der Führung. Nur wer es versteht, auch das Verhalten dieser relativ unabhängigen Gruppen in die gewünschten Bahnen zu lenken, kann tatsächlich erfolgreich als Führungskraft agieren.

Selbstführung ist eine wesentliche Führungskompetenz. Diese Fähigkeit ist Voraussetzung für die Führung anderer Personen. Wer selbst nicht als Vorbild geeignet ist, keine Ziele hat oder seine Ziele nicht systematisch und organisiert erreichen kann, wird schwer Akzeptanz und Erfolg als Führungskraft finden. Ein Satz von Nietzsche trifft diesen Befund gut: „Dem wird befohlen, der sich nicht selber gehorchen kann.“ Zudem ist in diesem Bereich auch die gelungene „Balance“ (besser Integration) und Gestaltung von Privatleben, Beruf und Regenerationsphasen angesiedelt. Auch diese ist eine Grundvoraussetzung für hohe Leistungsfähigkeit als Führungskraft.

Dieser Text fokussiert in den nächsten Kapiteln, um den Rahmen nicht zu sprengen, auf die klassische Definition von Führung als Führung nach unten.

Im nächsten Abschnitt erfolgt eine Begriffsabgrenzung zwischen Führung und Management.

Führung und Management: Unterschied

Gibt es einen Unterschied zwischen Führung und Management? Nicht selten werden auch die Begriffe Führung und Management gleichgesetzt oder verwechselt. Das ist nicht verwunderlich, da unterschiedliche Personen verschiedenes unter Führung und Management verstehen. Auf der anderen Seite ist offensichtlich, dass es Manager gibt, die nicht führen – und Menschen gibt, die führen aber keine Manager sind (etwa informelle Führungskräfte). Dieser Abschnitt diskutiert die Begriffe „Management“ und „Führung“ und zeigt mögliche Unterschiede auf.

  • Der Begriff Management wird mittlerweile für alles mögliche verwendet, beispielsweise Zeitmanagement oder Selbstmanagement. Selbst der Hausmeister heißt mittlerweile mitunter „Facility-Manager“. Management im engeren Sinne bezieht sich auf das Optimieren von Prozessen und Strukturen bei Unternehmen. Management in Unternehmen dient dem Optimieren von Prozessen (etwa Vertriebsabläufen) und Strukturen (etwa der IT-Infrastruktur). Management hat also viel mit dem Prinzip zu tun „Dinge richtig machen!“. Das betrifft beispielsweise Aspekte wie Arbeits- und Produktionsabläufe, Finanzen, Infrastruktur oder Technologie – aber auch die Mitarbeiter. Ein Optimieren von Strukturen oder Prozessen ohne die zielgerichtete Beeinflussung von Mitarbeitern ist schwer denkbar. Führung ist daher auch ein wichtiges Instrument im Management, vermutlich das wichtigste. Management als Begriff für eine Gruppe an hochrangigen Personen baut zudem auf die formelle Autorität einer Position, um Einfluss zu nehmen.
  • Führung betont die Beeinflussung von Menschen, die Motivation und Förderung von Mitarbeitern und Gruppen. Ein wesentlicher Unterschied zum Management ist damit der ausschließliche Fokus auf den Menschen und die Beeinflussung in Richtung von Zielen. Führung hat also viel mit Zielen und dem Prinzip zu tun „Das Richtige machen!“. Zudem ist Führung anders als Management nicht an eine formelle Position gebunden. Es ist nicht selten, dass auch Personen ohne formell vorgesehene Zuständigkeit führen, indem sie das Verhalten und Erleben anderer Personen in Organisationen stark beeinflussen. Diese Eigenschaft macht Führung gewissermaßen auch breiter als „nur“ ein wichtiges Instrument des Managements.

Die Tabelle fasst die wesentlichen Unterschiede zwischen Führung und Management zusammen und grenzt die Begriffe voneinander ab.

Führung Management
  • Konzentriert sich auf die große Richtung und Veränderung, folgt dem Prinzip: Das Richtige machen!
  • Konzentriert sich auf Details und Verbesserung, folgt dem Prinzip: Dinge richtig machen!
  • Beeinflusst und optimiert das Verhalten und Erleben von Menschen in Richtung von Zielen.
  • Beeinflusst und optimiert vielfältigste Aspekte.
  • Basiert auf der Kompetenz Menschen zu beeinflussen.
  • Fußt auf der formellen Autorität einer Position.
  • Ist durch wechselseitige Beeinflussung im sozialen System geprägt.
  • Ist durch einseitige Beeinflussung von „oben“ nach „unten“ anhand der formellen Hierarchie geprägt.

Manche Autoren gehen so weit, zu unterstellen, dass Führung und Management sich gegenseitig ausschließen und Manager nicht gleichzeitig gute Führungskräfte sein können (z.B. Bennis und Nanus, 1985). Das spiegelt sich so nicht in der Praxis wieder, viele Personen vereinen Aspekte aus beiden Seiten der Tabelle sehr erfolgreich in ihrer Person (Yukl und Lepsinger, 2005). Fazit: Führung und Management setzen andere Schwerpunkte und können sich sehr gut ergänzen. Da beide Begriffe „schwammig“ sind, liegt es letztlich auch an den subjektiven Definitionen, ob man Unterschiede sieht oder nicht.

Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.

Führung: Literatur

Aktuelle Literatur-Tipps zu Führung.

Tipp
Die 5 Rollen einer Führungskraft
  • Jachtchenko, Wladislaw (Autor)

Dieses Kapitel hat gezeigt, dass Führung eine Beeinflussung in Richtung von Zielen ist. Das folgende Kapitel handelt von diesen Zielen.