Kommen wir zur Sicht der Psychologie: Entscheidungen von Menschen, wie rational sind diese? Welche Arten von Entscheidungen lassen sich abgrenzen? Das vorangehenden Kapitel hat den festen Glauben an ein rationales Menschenbild bei Entscheidern in Politik und Wirtschaft dargestellt. Dem zum Trotz hat sich klar gezeigt, dass menschliches Entscheidungsverhalten wesentlich weniger der Rationalität folgt als viele glauben. Psychologie als Wissenschaft kann einen Beitrag dazu leisten, zu einem realistischen Bild menschlichen Entscheidungsverhaltens zu kommen. Das zeigt dieses Kapitel. …
In diesem Beitrag:
Arten von Entscheidungen
Die Psychologie differenziert grob mehrere Arten von Entscheidungen. Diese sind:
Folgende Abbildung stellt die Arten von Entscheidungen dar.
Natürlich sind Menschen unterschiedlich und die Übergänge zwischen den Arten von Entscheidungen fließend. Dazu der nächste Abschnitt.
Entscheidungen: Individuelle Unterschiede und Übergänge
Wichtig in diesem Kontext ist, dass die Entscheidungsformen fließende Übergänge haben, also keine festen Grenzen gezogen werden können. Oft wird man auch eine Entwicklung hin zur Automatisierung von extensiven Entscheidungen über limitierte Entscheidungen bis hin zu automatisierten Entscheidungen finden können. Beim Erlernen des Autofahrens lässt sich dies gut beobachten: Anfangs sind die Entscheidungen extensiv, die Gedanken zu Kupplung, Gas, Schaltung, Schulterblick ganz bewusst und umfangreich. Später werden die Entscheidungen limitiert. Der Fahrende macht sich nicht mehr in jeder Situation Gedanken zu allem, die Aufmerksamkeit wird zunehmend von den Entscheidungen abgezogen. Später sind die meisten Entscheidungen automatisiert. Der Schulterblick und das Schalten erfolgen dann ohne bewusste Aufmerksamkeit.
Gleiches gilt oftmals auch für Entscheidungen im wirtschaftlichen Kontext, etwa Konsumentscheidungen. So wird nach einem Umzug ein Neuling in einer Stadt vielleicht noch relativ extensiv recherchieren und überlegen, wenn er abends in ein Restaurant gehen möchte. Bald wird diese Person aber ein festes Set an Restaurants kennen und nur noch begrenzt überlegen, in welches aus diesen bekannten Restaurants er geht. Das kann bis zur vollkommenen Automatisierung gehen, dass die Person ganz selbstverständlich jeden Freitag Abend zu einer Stammkneipe geht.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass sich einzelne Personen unterscheiden, wie viele Gedanken sie sich bei Entscheidungen machen. Manche Personen haben die Neigung, sich sehr umfangreiche Gedanken zu machen, auf jeden Fall die für sie richtige Entscheidung zu treffen. Andere Personen entscheiden eher schnell und aus dem Bauch heraus. Diese Persönlichkeitseigenschaft nennt sich „Need for Cognition“. In der Anwendung ist es daher zweckmäßig diese Variable bei Zielgruppen zu erheben, um die Marketingmaßnahmen darauf auszurichten.
Fazit: Auch bei den relativ aufwändigen extensiven Entscheidungen ist der Mensch noch weit von den Annahmen des Homo oeconomicus entfernt. Zudem sind diese Entscheidungen vergleichsweise sehr selten. Bei anderen wesentlich häufigeren Entscheidungsformen, wie limitierten Entscheidungen, automatisierten Entscheidungen oder Impulsentscheidungen trifft das rationale Modell des Homo oeconomicus umso weniger zu.
Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.
Entscheidungen: Literatur
Aktuelle Literatur-Tipps zu Entscheidungen.
- Rehbock, Gabriele (Autor)
Das nächsten Kapitel stellt exemplarisch Beispiele für irrationales Entscheidungsverhalten bei Menschen vor.