Lob und Anerkennung sind wichtige Instrumente, um Menschen zu motivieren. Das gilt, wenn Führungskräfte Mitarbeiter loben, wenn Eltern oder Lehrer Kinder loben oder auch im ganz normalen Miteinander als Partner oder Kunde. Beispielsweise steigerte das Lob einer Führungskraft als positiver Reiz die Leistung der Mitarbeiter in Experimenten um über 20 Prozent (Stajkovic und Luthans, 2001).
Wie aber richtig loben? Davon handelt dieses Kapitel. Es diskutiert Beispiele und typische Fehler in der Praxis, zeigt die Vorteile dieses Führungsinstrumentes und gibt Dir die entscheidenden Regeln und Tipps für maximale Wirkung. …

In diesem Beitrag:
Lob: Beispiele und Fehler in der Praxis
Um Missverständnissen vorzubeugen: Lob und Anerkennung bezieht sich in diesem Kapitel, so wie meist in der Umgangssprache verwendet, einfach auf positive Rückmeldung – nicht auf Anerkennung im Sinne von Akzeptanz und allgemeiner Wertschätzung oder Lob im Sinne von Lobpreisen und verehren (z.B. lobet den Herrn).
Hier einige typische Beispiele, wie Lob in der Praxis aussieht – und falsch angewendet wird.
Kritik äußern Menschen oft eher und häufiger als Lob. Viele Führungskräfte loben entsprechend kaum, selbst wenn sie mit der Leistung eines Mitarbeiters zufrieden sind. Diese Führungskräfte verfahren frei nach dem Motto: „Nicht getadelt ist gelobt genug!“ Damit verzichten diese Vorgesetzten sozusagen freiwillig auf das Motivationsinstrument und seine Wirkung.
Manche Menschen loben auch fast alles, beispielsweise als Eltern (oder auch Führungskräfte, besonders in bestimmten Kulturkreisen, etwa den USA). Dadurch wird das Lob natürlich entwertet. Zusätzlich verliert allgegenwärtiges undifferenziertes Lob die Funktion, Verhalten gezielt zu steuern, weil es für nahezu jede Richtung des Verhaltens erfolgt. Solches Lob stiftet dann eher Verwirrung als gezielte Motivation.
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Wieder andere Menschen loben sehr abstrakt nach dem Prinzip „Toll gemacht!“. So erhalten ihre Mitarbeiter natürlich reichlich wenig Information, was eigentlich so toll war und warum und können nicht viel daraus lernen.
In den Tipps am Schluss des Kapitels findest Du noch mehr Fehler beim Loben, die es zu vermeiden gilt.
Aber ist das so schlimm, auf welche Vorteile verzichtet man, wenn man nicht oder nicht richtig lobt? Der nächste Abschnitt zeigt die Vorteile von Lob als Führungsinstrument.
Mitarbeiter loben: Vorteile als Führungsinstrument
Was sind die Vorteile von Lob als Führungsinstrument? Was bringt es Dir ganz konkret für wirksame Mitarbeiterführung? Positive Rückmeldung hat Vorteile, auf die Du nicht verzichten solltest, wenn Du Mitarbeiter motivieren willst. Das sind einmal die direkten Wirkungen von Lob und Anerkennung:
- Lob ist ein positiver Anreiz, der ein gewünschtes Verhalten verstärkt, wenn er danach erfolgt (Saks, 2006). Verstärkung bedeutet: Ein positives Verhalten, das Du lobst, zeigt die Person schneller und intensiver wieder.
- Darüber hinaus kannst Du gewünschtes Verhalten sogar auslösen, mit der Erwartung DeinerMitarbeiter, dass sie Dein Lob und Deine Anerkennung bekommen.
- Mit positiver Rückmeldung stärkst Du das Selbstvertrauen Deiner Mitarbeiter, ihr Glaube daran, etwas bewegen zu können (in der Psychologie nennen wir das Selbstwirksamkeit).
- Lob führt zu Lerneffekten, denn es lässt sich gut mit Feedback verbinden. So erfahren Deine Mitarbeiter aus richtig umgesetzten Lob genau, was sie gut gemacht haben, warum sie es gut gemacht haben und welche Auswirkungen das hatte. Durch diesen Informationsreichtum von Lob sind die Lerneffekte höher, als bei anderen Anreizen (wie etwa Geld, das am Ende des Monats auf dem Konto landet).
Neben den direkten Wirkungen gibt es noch weitere Vorteile von Lob und Anerkennung:
- Lob hat sehr geringe Kosten. Es kostet Dich „nur“ ein wenig Zeit (im Gegensatz zu materiellen Anreizen, die meist ordentlich Geld kosten).
- Bei richtigem Loben gibt es weniger Gewöhnung und Abnutzung der Wirkung als bei anderen Anreizen (wie etwa Geld). Du kannst Deine Mitarbeiter öfter loben, ohne, dass es sich in der Wirkung abnutzt.
- Lob und Anerkennung untergraben nicht die intrinsische Motivation an einer Aufgabe (Deci, Koestner und Ryan, 1999). Dagegen gibt es Hinweise, dass materielle Anreize die Motivation untergraben können.
- Lob und Anerkennung sind eines der Führungsinstrumente, das Du auch auch bei Kollegen einsetzen kannst (Bakker et al., 2007). Selbst Mitarbeiter können ihre Vorgesetzten loben und damit deren Verhalten beeinflussen.
Lob und Anerkennung haben also eine Menge Vorteile – wenn Du sie richtig einsetzt. Und um diesen richtigen Einsatz geht es jetzt.
Wirksam loben: Regeln für Lob und Anerkennung
Richtiges Lob kann ein extrem wirksames Instrument sein. Dieser Abschnitt zeigt Dir, worauf es ankommt.
Um richtig zu loben, sollte zuerst die Frage beantwortet werden, wann ein Lob überhaupt berechtigt ist. Ein Lob ist auch eine Botschaft zwischen den Zeilen, was Du jemandem zutraust. Lobst Du beispielsweise wenig anspruchsvolle Leistungen, dann ist die Botschaft: „Viel traue ich Dir nicht zu!“ Welches Lob ist aber berechtigt? Hier gilt die Regel: Lobe nur für die betreffende Person anspruchsvolle Verhaltensweisen und Ergebnisse.
Übrigens: Ein Lob kann durchaus auch dann berechtigt sein, wenn ein Ergebnis nicht befriedigend ist. Hier kannst Du beispielsweise den Einsatz und die Anstrengung von Mitarbeitern loben (das Verhalten) und damit zeigen, dass Du dieses Engagement wahrnimmst und wertschätzt.
Beachte diese Regeln für positives Feedback, damit Du optimal auf die Motivation wirkst:
Die folgende Abbildung zeigt Dir nochmal die Regeln für Lob und die Auswirkungen im Überblick.

Du kannst also viel richtig machen beim Lob. Und man kann auch vieles falsch machen. Darum geht es im nächsten Abschnitt.
Richtig loben: Tipps für Lob
Die Tipps im Anschluss behandeln die wichtigste Fehler, die es zu vermeiden gilt.
Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.
Richtig loben: Literatur
Aktuelle Literatur-Tipps zu Lob.
- Haller, Reinhard (Autor)
- 208 Seiten - 04.06.2019 (Veröffentlichungsdatum) - GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH (Herausgeber)
- Pfob, Stephan (Autor)
- 271 Seiten - 18.02.2020 (Veröffentlichungsdatum) - Vahlen (Herausgeber)
- Goetz, Daniel (Autor)
- 64 Seiten - 02.11.2016 (Veröffentlichungsdatum) - Springer Gabler (Herausgeber)
- Hilbrands, Gretchen (Autor)
- 96 Seiten - 20.04.2020 (Veröffentlichungsdatum) - Brunnen (Herausgeber)
Lob und Anerkennung helfen also nicht zuletzt dabei, Verhalten aufzubauen und gute Gewohnheiten zu festigen. Aber es gibt nicht nur Grund für positive Rückmeldung am Arbeitsplatz. Das nächste Kapitel zeigt Dir die Regeln für kritische Rückmeldung, damit Deine Mitarbeiter zuhören, verstehen und akzeptieren, was Du sagst.