Charisma lernen: Mit 6 Techniken charismatisch werden

In der Geschichte tauchen eindrucksvolle Personen mit einer besonderen Gabe auf – Charisma. Sie gewinnen in ungeahntem Ausmaß rasch Kontrolle über die Emotionen anderer, mit Überzeugungskraft und persönlicher Ausstrahlung. Charismatische Führung entfaltet höchsten Einfluss auf andere Menschen, lenkt sie in neue Richtungen mit ungeahnter Stärke. Die Psychologische Forschung hat sechs Techniken identifiziert, auf die ihre Macht stützt. Du erfährst sie in diesem Kapitel.
Der erste Abschnitt gibt eine Definition für Charisma, der zweite schildert die Techniken und wie Du diese lernen kannst. Der Text verdeutlicht die großen Vorteile aber auch die Gefahren, die charismatische Führung hat. …

Charisma: Es basiert auf wirkungsvollen Techniken

Charisma: Definition

Was ist Charisma? Seit einigen Jahren taucht zunehmend der Begriff der charismatischen Führung auf (Becker, 2015). Oft gibt es dabei einen Bezug zur Transformation von Menschen zu glühenden Anhängern. Charismatische Führung ist dabei unabhängig von einer moralischen und subjektiven Wertung. Man wird charismatische Eigenschaften Mahatma Gandhi ebenso wie Adolf Hitler oder Osama Bin Laden zuschreiben. Diese Führungspersönlichkeiten haben starken Einfluss auf ihre Anhänger ausgeübt, und zwar fernab rein materieller Anreize. Sie haben ihre Anhänger transformiert, aus innerer Überzeugung das gewünschte Verhalten zu zeigen.

Wir können hier also festhalten: Charisma ist weniger eine Eigenschaft als eine Wirkung. Hier die wissenschaftliche Definition von Charisma:

Charismatisch sind Personen, die mit ihrer Kommunikation andere Personen in ihrem Denken, Erleben und Handeln tiefgreifend verändern.

Eine direkte Auswirkung von Charisma ist die Transformation. Die Transformation anderer Menschen zu glühenden Anhängern.

Was kannst Du als Führungskraft aus der Forschung zu Charisma lernen? Eine ganze Menge. Der nächste Abschnitt zeigt Dir die Techniken mit denen Du charismatisch führst.

Charisma lernen: Techniken

Vorneweg: Charisma ist eines der wirkungsvollsten Führungsinstrumente überhaupt. Aber es ist gleichzeitig das extremste und im gewissen Sinne unkonventionellste und radikalste Führungsinstrument. Es eignet sich daher nicht für jeden. (Vielleicht können wir darüber auch froh sein.) Viele fühlen sich mit den Techniken nicht authentisch, belächeln den Ansatz, der wenig auf Vernunft und Rationalität aufbaut oder lehnen diese Art der Einflussnahme und Transformation von anderen Menschen aus ethischen Gründen ab. Das ist in Ordnung und gerechtfertigt. Sieh es Dir also entspannt an, wie es funktioniert und welche Techniken hier greifen. Wenn das nichts für Dich ist, dann stehen Dir immer noch zahlreiche andere Führungsinstrumente zur Verfügung.

Die Abbildung zeigt Dir als Essenz der Forschungsergebnisse sechs Techniken, mit denen Du Charisma aufbaust.

Charisma: Merkmale charismatischer Menschen und Eigenschaften charismatischer Führung
Charisma: Techniken, die Charisma erzeugen

Diese Techniken stehen im Zusammenhang mit charismatischen Menschen (z.B. Conger und Kanungo, 1987; Shamir, House und Arthur, 1993):

  1. Starke kommunikative Fähigkeiten.
    Charismatische Personen können sich extrem gut auf die Zielgruppen einstellen, mit denen sie zu tun haben, und finden die richtigen Worte und Symbole in der Kommunikation. So war etwa Steve Jobs, der Mitgründer und langjährige Chef von Apple, berühmt für seine Reden und Auftritte bei der Präsentation neuer Produkte auf Großveranstaltungen. Du kannst als Führungskraft die Bedeutung Deiner Kommunikation gar nicht groß genug einschätzen. Vieles hast Du in den vorangehenden Kapiteln bereits aufgesaugt: Zuhören, Fragen stellen, loben, Feedback geben. Reichere das noch an mit Verkaufsfähigkeiten und Präsentationstechniken.
  2. Eine klare Vision.
    Charismatische Führungspersonen haben eine klare Vorstellung von der Zukunft der Organisation und können diese präzise und anschaulich darstellen. Ein Beispiel ist die bekannte Rede von Martin Luther King Jr.: „I have a dream …“ Hast Du als Führungskraft eine klare Vision, wohin die Reise geht? Kannst Du diese Vision in ein mentales Bild packen, das Deine Mitarbeiter verstehen und dafür kämpfen wollen? Wenn nicht, dann schaffe eine. Jetzt.
  3. Großes Selbstvertrauen.
    Das tiefe Vertrauen in die eigenen Überzeugungen und Fähigkeiten strahlt aus. Es hilft Führungskräften dabei, andere Menschen zu überzeugen. Wo Licht ist, da ist auch Schatten: Mitunter führt Selbstvertrauen aber zu (zumindest von außen betrachtet) völlig unrealistischen Zielvorstellungen und Unternehmungen. Fazit: Mit massivem Selbstvertrauen kannst Du andere besser erreichen und überzeugen. Das ist gut so. Pass aber auf, dass Du nicht Opfer Deines eigenen Gewinner-Mindsets wirst.
  4. Ansprechen von Emotionen.
    Der starke Einfluss charismatischer Führungspersonen beruht auch darauf, dass sie weniger die rationalen Motive und Gedanken und um so mehr die Emotionen ansprechen. Das geht oft auch über emotionale Ansteckung (z.B. Barsade, 2002) – die eigene Emotion strahlt aus, auf die Menschen im Umfeld. Alte Aufnahmen von Adolf Hitler zeigen beispielsweise, wie er sich emotional in Rage redet und diese Emotion zu seinen Zuhörern transportiert. Als wirksame Führungskraft solltest Du lernen, nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen zu sprechen, Menschen emotional zu erreichen und zu bewegen.
  5. Symbolisches Verhalten.
    Bei sehr einflussreichen Persönlichkeiten sind häufig Gesten zu beobachten wie Verzicht auf das Gehalt in Krisenzeiten oder extreme Auftritte, um die Firma zu vermarkten. Dabei setzen sie bewusst ihre Vorbildfunktion ein, um Zeichen zu setzen; ganz nach dem Motto: „Wie willst du ein Feuer entzünden, das in dir selbst nicht brennt?“ Aus Protest gegen das brutal durchgesetzte Monopol Englands auf das lebensnotwendige Salz (mit dem immense Steuereinnahmen erzielt wurden), ging etwa der Inder Mahatma Gandhi im sogenannten Salzmarsch nahezu 400 Kilometer zu Fuß, um symbolisch Salz am Strand zu holen. Als Führungskraft kannst Du auch in bestimmten, kritischen Momenten dieses kreative Talent freisetzen. Tritt mit unkonventionellen, radikalen Aktionen heraus, rüttle Deine Mitarbeiter wach. Hebe Dich ab von den anderen, die nur auf reden und Argumente setzen. Sprich mit Taten.
  6. Hohe Erwartungen an die Geführten.
    Charismatische Führungskräfte richten hohe Leistungserwartungen an die Geführten und zeigen Optimismus, dass diese die Ziele erreichen können. Ja, ich weiß Du hast wahrscheinlich schon oft gehört, dass Ziele anspruchsvoll aber realistisch sein sollten. Aber auf dieser höchsten Ebene braucht es Träume, Visionen, mentale Bilder, die packen. Setze hier die ambitioniertesten Erwartungen.

Was bedeuten diese Forschungsergebnisse für Deine Führung in der Praxis? Der nächste Abschnitt liefert die Tipps, wie Du mit Charisma zu besseren Führungsergebnissen kommst – und gleichzeitig die Risiken im Griff behältst.

Charismatisch werden: Tipps

Im Folgenden die entscheidenden Tipps für Charisma als Führungsinstrument. Diese zeigen Dir nicht nur Vorteile, sondern helfen auch die Risiken zu meiden.

Praxistipps

Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.

Charismatische Führung: Literatur

Aktuelle Literatur-Tipps zu charismatischer Führung.

Das folgende Kapitel greift einen Aspekt auf, den wir hier bereits angesprochen haben. Es zeigt, wie Du Deine Komfortzone verlässt, um zu wachsen.