Entscheidend in einem Forschungsdesign ist auch die Beschreibung und Definition der Probanden, die man als Versuchsteilnehmer benötigt. Nach welchen Merkmalen wählt man eine Testperson aus? Welche Arten von Variablen sind bei Probanden wichtig? In den meisten Untersuchungen und Experimenten der Psychologie sind Eigenschaften von Textpersonen zumindest beteiligt, wenn nicht sogar zentral. Um diese Personvariablen (auch Personenvariablen) geht es in diesem Beitrag. Konkret behandelt er psychografische Variablen, Verhaltensvariablen, physiologische Variablen, soziodemografische Variablen und geografische Variablen. …
In diesem Beitrag:
Probanden: Definition und Eigenschaften
Für Probanden sind auch die Begriffe Versuchspersonen, Testpersonen, Versuchsteilnehmer oder Studienteilnehmer geläufig. Was bedeutet Proband? Hier die Definition:
Wichtig ist, dass es auch andere Teilnehmer an Studien gibt, etwa die Versuchsleiter. Daher ist der Teil „als Quelle von Daten“ wichtiger Bestandteil der Definition. Andere Definitionen bezeichnen Probanden als „Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen“. Diese Definition ist nicht so zweckmäßig, da Probanden auch zum Einsatz kommen, wenn der Gegenstand der Untersuchungen ein ganz anderer ist, etwa verschiedene Werbeformen und deren Wirkungen.
Welche Eigenschaften von Probanden sind entscheiden? In der psychologischen Forschung hat sich der Begriff „Variable“ für Eigenschaften durchgesetzt. Die Abbildung gibt einen Übersicht. Es gibt mehrere Gruppen von wichtigen Variablen bei Personen, die in der Psychologie relevant sind: Soziodemografische Variablen, psychografische Variablen, Verhaltensvariablen und geografische Variablen.
Manchmal sind die Eigenschaften der Probanden für einen Versuch egal. Meistens wird man aber Menschen mit besonderen Eigenschaftsprofilen suchen – etwa weibliche Führungskräfte aus einem bestimmten Kulturraum.
Zu den Arten von Variablen folgt hier jeweils ein Einblick.
Psychografische Variablen: Übersicht und Bedeutung
Psychografische Variablen, die häufig untersucht werden, sind Wahrnehmung, Informationsverarbeitung, Aktivierung, Lernen, Emotionen, Motive, Wissen, Einstellungen und Entscheidungsverhalten.
Für die Marketingpsychologie sind diese Variablen sehr wichtig. Motive wie Soziale Geltung, Prestige und Macht und Werte bestimmen das Verhalten der Konsumenten. Fähigkeiten sind ebenfalls sehr relevant. Wer beispielsweise nicht mit einem Produkt, etwa einem Softwareprogramm umgehen kann, kauft meist auch nicht. Die Persönlichkeit bestimmt ebenfalls das Konsum- und Informationsverhalten. Eigenschaften wie Perfektionismus, Extraversion, Ängstlichkeit oder Intelligenz spiegeln sich in den Kaufentscheidungen wieder. Wahrnehmung, Lernen, Einstellungen und Wissen sind Voraussetzungen für viele Bereiche des Konsumverhaltens und insbesondere in der Werbewirkungsforschung oder bei Designentscheidungen von Produkten, Verkaufsstellen und Verpackungen von sehr hoher Relevanz.
Auch bei Untersuchungen in der Personalpsychologie haben psychografische Variablen eine Schlüsselrolle. Oft sind es Wirkungen auf psychologische Variablen, die im Interesse sind: Wie wirkt ein bestimmter Führungsstil auf die Motivation, Zufriedenheit und Emotionen von Mitarbeitern? Ist ein Führungsverhalten in der Lage Vertrauen und Identifikation bei Mitarbeitern zu schaffen? Welche Ansätze der Personalentwicklung führen wirklich zu mehr Kompetenz bei Mitarbeitern? Wie wirken sich große Intelligenzunterschiede bei Teammitgliedern auf die Prozesse im Team aus?
Verhaltensvariablen: Übersicht und Bedeutung
Beliebte Verhaltensvariablen in der Marketingpsychologie sind Mediennutzung, Produktnutzungsintensität, Kauffrequenz, Kaufvolumen, Markentreue, Wahl von Distributionswegen und Einkaufsorten, Preisverhalten und Weiterempfehlungsverhalten.
In der personalpsychologischen Forschung sind Verhaltensweisen wie Arbeitsleistung, Weiterbildung, Konfliktverhalten, Kommunikationsverhalten, Absentismus, Fluktuation oder das Einbringen von Ideen häufig im Interesse der Forschung.
Physiologische Variablen: Übersicht und Bedeutung
Physiologische Variablen sind zentral für psychologische Forschung. Einerseits weil es eine deutliche Wechselwirkung zwischen körperlichen und psychischen Zuständen gibt. Hormone und neuronale Erregungsmuster stehen in engem Zusammenhang mit psychischen Zuständen. Einerseits führen physische Veränderungen (etwa die Verabreichung von Hormonen und anderen Wirkstoffen oder körperliche Übungen) zu veränderten psychischen Zuständen (bspw. in der Wahrnehmung und im Entscheidungsverhalten). Umgekehrt schlagen sich psychische Vorgänge wie Emotionen unmittelbar physiologisch nieder, etwa hormonell, neuronal, in der Körpersprache oder in Bereichen wie Pupillendurchmesser, Herzschlag, Stimme und Atmung. Eine immer größere Bedeutung erfährt hier die Genetik, die in Form der Verhaltensgenetik deutlichste Hinweise auf die Bedeutung von Genen für das Erleben und Verhalten von Menschen gibt – bis hin zur Frage wer Führungskraft wird und wie Kunden Kaufentscheidungen treffen.
Soziodemografische Variablen: Übersicht und Bedeutung
Soziodemografische Variablen beinhalten Aspekte wie Geschlecht, Alter, soziale Schicht, kulturelle Herkunft, Haushaltsgröße, Wohnort, Einkommen, Zahl und Alter der Kinder, Bildungsniveau, Berufstätigkeit, Hierarchieposition im Beruf und Rolle im Team.
Die Bedeutung soziodemografischer Variablen für die Konsumentenpsychologie ist groß. Das Geschlecht beeinflusst beispielsweise zahlreiche Kauf- und Nutzungsmuster: Kosmetik und Körperpflege, Kleidung oder Sportgeräte. Auch mit dem Alter ändern sich viele Bedürfnisse: Spielzeug, Zahnpflege, Gesundheit, Alkohol, Finanzprodukte… Lebensphasen wie Einschulung, Hochzeit, Scheidung, Berufseintritt und andere beeinflussen die Bedürfnisse von Konsumenten entscheidend. Das Einkommen bestimmt häufig überhaupt die Möglichkeit zu kaufen. Bildung und soziale Schicht hängen ebenfalls mit dem Konsumverhalten zusammen: Sport wie etwa Segeln, Urlaub und Reisen, Restaurantbesuche und Ernährung oder Literatur.
In der Personalpsychologie sind diese Variablen ebenfalls oftmals Fokus der Forschung: Was passiert, wenn der Frauenanteil im Team steigt? Wie verlaufen Entscheidungen, wenn verschiedene Hierarchiestufen in der Gruppe sind? Wie motiviert arbeiten Mitarbeiter aus verschiedenen Kulturkreisen, wie teamfähig sind sie?
Geografische Variablen: Übersicht und Bedeutung
Geografische Variablen wie der Wohnort sind im Bereich des Geo-Targeting zunehmend bedeutsam.
Oft sind die Adressen von Konsumenten und Kunden in Datenbanken vorhanden. Marktforschungsunternehmen bieten intensive Vernetzung mit demographischen Variablen an, wie Kaufkraft, Freizeitverhalten, Konsum, Bildung und anderen Variablen. Grundlage dafür ist die Nachbarschafts-Affinität. Diese zeigt sich häufig in ähnlichen Lebensstilen und Konsumverhaltensweisen von benachbarten Personen. Stadtteile lassen sich so meist recht einfach in Arbeiter- und Immigrantenviertel, Villengegenden, Künstler- und Studentengegenden unterteilen. Relativ kleine geographische Einheiten sind dafür besser geeignet, was die neuen Postleitzahlen erleichtern. Ein weiterer wesentlicher Nutzen von geographischen Informationen: Die Kundenverteilung ist geographisch auswertbar. Wo bereits viele Kunden wohnen, könnten wegen der Nachbarschafts-Affinität noch mehr Interessenten sein.
Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.
Probanden: Literatur
Aktuelle Literatur-Tipps zu Merkmalen und Probanden.
- Rauthmann, John F. (Autor)
Der nächste Beitrag zeigt grundlegende Forschungsansätze.