Interviewer-Bias: Interviewereinfluss auf Ergebnisse

Interviewer und Versuchsleiter können die Validität von Forschungsergebnissen stark beeinträchtigen. Diese Art von unerwünschten Einflüssen bezeichnet man unter anderem als Interviewer-Bias oder Interviewer-Fehler. Enger definiert aber dazu gehörend sind die Begriffe Interviewereffekte, Interviewereinfluss und Versuchsleitereffekt. Was ist ein Interviewer-Bias, welche Konsequenzen und Ursachen hat er und wie kann man ihn verhindern oder verringern? Das zeigt dieses Kapitel. …

Interviewer-Bias: Je nachdem, wer ein Interview führt, reagieren die Teilnehmer anders – das verzerrt die Ergebnisse
Interviewer-Bias: Je nachdem, wer ein Interview führt, reagieren die Teilnehmer anders – das verzerrt die Ergebnisse

Der Interviewer-Bias: Definition

Ein Interviewer-Bias ist letztendlich jede Verzerrung von Ergebnissen, die auf die durchführende Person einer Erhebung zurückgeht. Meist bezeichnet man diese durchführende Person als Interviewer (etwa in der Marktforschung oder bei Personalinterviews) oder Versuchsleiter (in wissenschaftlichen Erhebungen). Hier die Definition:

Ein Interviewer-Bias (auch Interviewer-Fehler oder Versuchsleiter-Fehler) ist eine Verzerrung von Ergebnissen, die auf die durchführende Person einer Erhebung zurückgeht.

Damit ist klar das es um eine weite Kategorie an Verzerrungen handelt, die bewusst (etwa bewusste Fälschung von Fragebögen) oder unbewusst (unbewusste Bevorzugung von bestimmten Personen) stattfinden können.

Interviewereinfluss, Interviewereffekt und Versuchsleitereffekt

Alleine die Anwesenheit eines Interviewers führt zu Verzerrungen. Dies bezeichnet man als Interviewereinfluss, Interviewereffekt oder Versuchsleitereffekt. In einem Interview befinden sich Befragter und Interviewer in einer bestimmten sozialen Situation, in der sie sich in bestimmten Rollen gegenübertreten. Das Verhalten beider, also sowohl die Fragen des Interviewers als auch die Antworten der Auskunftsperson werden dadurch beeinflusst. Dabei spielen psychologische Faktoren, wie Wahrnehmung, Einstellungen vermutete Erwartungen oder auch einfache demographische Merkmale wie Geschlecht, Alter, Bildung etc. eine wichtige Rolle. Diese haben Einflüsse auf das Verhalten beider Gesprächspartner und können sich auf Antworten und Reaktionen des Befragten auswirken. Damit sind Erhebungsdaten nicht mehr unabhängig von der durchführenden Person. Ein Problem für die Durchführungsobjektivität. Der Interviewereinfluss ist unbeabsichtigt und auf bestimmte innere und äußerliche Eigenschaften des Interviewers zurückzuführen.

Hier die Definition:

Ein Interviewereinfluss (auch Interviewereffekt oder Versuchsleitereffekt) ist eine Verzerrung von Ergebnissen, die auf die Wirkung der durchführenden Person einer Erhebung auf die Teilnehmer zurückgeht.

Es handelt sich also um die (meist unbeabsichtigte )Wirkung des Interviewers auf die Teilnehmer.

Beispiele:
Eine attraktive Dame befragt einen jungen Herrn in einer Marktforschungsstudie zu seiner beruflichen Situation und seinen Einkommensverhältnissen. Unbewusst bewirkt sie, dass er sich besser darstellt, als eigentlich der Fall ist.
Ein älterer und autoritär auftretender Abteilungsleiter schüchtert einen jungen Bewerber ein, so dass er kaum etwas von sich preisgibt und sich sehr introvertiert und nervös verhält.

Unbeabsichtigte Fehler bei der Datenerhebung

Weitere unbeabsichtigte Fehlerquellen für die Objektivität, die das Ergebnis der Studie verzerren können, sind fehlerhaftes Fragen, Abweichen von standardisierten und definierten Vorgehensweisen sowie Verständnisprobleme, bzw. Missverständnisse. Der Interviewer provoziert dann falsche Antworten oder interpretiert die Antworten des Befragten falsch.
Beispiel: Ein schlecht geschulter und unerfahrener Interviewer führt Interviews mit Fachkräften. Häufig hat er überhaupt keine Ahnung, worüber die eigentlich gerade berichten. Entsprechend falsch schreibt der Antworten auf.

Manipulation von Ergebnissen

Der Interviewer kann zusätzlich aus diversen Gründen heraus die Datensätze fälschen oder das Ergebnis nach eigenen Vorstellungen zu manipulieren versuchen. Dieses Verhalten ist ihm bewusst.
Beispiele: So kann es sein, dass in einer Quotenstichprobe nur noch Menschen mit ganz bestimmtem Profil befragt werden sollen, die schwer zu finden sind – etwa Menschen, die überwiegend einen bestimmten Radiosender hören. Um Zeit zu sparen, befragen manche Interviewer dann einfach andere Personen und tragen falsche Angaben zur Person ein. Mitunter kommt es auch vor, dass Datensätze auftauchen, die zu der Vermutung führen, dass sie vom Interviewer selbst eingegeben wurden. Dies stellt eine Verletzung der ethischen Grundsätze der Forschung dar und führt zu einer Verzerrung der Daten. Ebenso wie die bewusste Beeinflussung seines Gegenübers, um diesen in eine gewünschte Richtung zu lenken. Dahinter können Gründe wie Faulheit oder mehr Gehalt in kürzerer Zeit stehen.

Tipps zum Reduzieren der Interviewer-Fehler

Dr. Florian Bauer – Geschäftsführer, Vocatus

Wir können uns auch analytisch die besten Sachen ausdenken, aber die Qualität wird im Feld gemacht. Und da wird uns manchmal ganz schlecht, wenn wir daran denken, was da rekrutiert wird. Was die Zielgruppe betrifft, wird einfach das, was nicht passt, passend gemacht. … Denn das schwächste Glied in der Kette bestimmt die Qualität. Und das ist oft genug das Feld.

Eine sehr gute Qualitätskontrolle der Feldarbeit ist also ausschlaggebend für die Aussagekraft der Ergebnisse einer Studie.

Praxistipps

Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.

Interviewer-Bias: Literatur

Aktuelle Literatur-Tipps zum Interviewer-Bias.

Tipp
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Das folgende Kapitel diskutiert Versuchspersonen als Bedrohung für die Qualität von Forschungsergebnissen.