1. Hintergrund

Die vorangehenden Abschnitte haben gezeigt, dass die Wirtschaftspsychologie innerhalb der Psychologie ein Teilbereich der angewandten Psychologie ist. Doch wie ist die Wirtschaftspsychologie selbst strukturiert?

Schon Münsterberg unterscheidet die Bereiche Arbeit, Personal und den Marktbereich, dem er die anderen Bereiche zur Sicherung des Effekts vorgelagert sieht. Zudem war er grundsätzlich für weitere Bereiche offen und sagte bereits psychologische Tätigkeitsbereiche wie Mensch-Maschine-Schnittstellen und Ergonomie voraus (vgl. Münsterberg, 1913, S. 307).

 

Die Wirtschaftspsychologie hat sich – nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Zielgruppen in der Praxis – schnell in mehrere Teilbereiche auseinander bewegt. So lassen sich als Hauptströmungen

unterscheiden (vgl. dazu z.B. v. Rosenstiel & Neumann, 2002, S. 35).

 

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Abbildung: Teilbereiche der Wirtschaftspsychologie
Für alle die Bereiche Marktpsychologie und Organisationspsychologie existiert eine Flut an Begriffen, die meist mehr oder weniger das Gleiche benennen oder aber Untergruppen der Hauptströmungen darstellen.
So lassen sich die Konsumentenpsychologie, Werbepsychologie, Marketingpsychologie und ökonomische Psychologie als Untergruppen der Marktpsychologie zuordnen. Ein Versuch der Abgrenzung ist müßig. Ein weiterer Teil der Marktpsychologie firmiert unter Begriffen wie Psychologie Gesamtwirtschaftlicher Prozesse bzw. behavioural economics und betont die volkswirtschaftliche Perspektive psychologischer Anwendung. Die Früchte dieser Disziplin sind z.B. Indices für Konsumentenoptimismus oder Investitionsklima. Letztendlich handelt es sich hierbei allerdings um das Erleben und Verhalten von Nachfragern bzw. Anbietern und daher ist eine Zuordnung zur Marktpsychologie evident.
Der Organisationspsychologie können die Arbeitspsychologie, Betriebspsychologie und Personalpsychologie zugeordnet werden.

 

Eine Sonderrolle spielt die Ingenieurspsychologie (auch Human Factors oder Mensch-Maschine Interaktion genannt).
Usability spielt sowohl in der Arbeitspsychologie (optimieren der Interaktion mit Arbeitsgeräten) als auch in der Marktpsychologie (Usability von Produkten und Homepages) eine wesentliche Rolle.

 

Zusammenfassend ist also die Wirtschaftspsychologie ein Zweig der Angewandten Psychologie mit den Hauptvertretern Markt- und Organisationspsychologie.

Im nächsten Kapitel wird die Marktpsychologie dargestellt.