7. Optimierung von Mixed-Mode-Surveys

Aufgrund einer sich veränderten Ausgangsposition zur Erreichbarkeit der Zielpersonen sind Mixed-Mode-Surveys der beste und oft einzige Weg, hohe Response-Raten zu erreichen.

Es besteht also eine Notwendigkeit, die Befragungsformen miteinander zu vereinen. Ziel ist die Formulierung von Fragen und Antworten sowie einer optimalen Präsentation für den  Befragten, die sicherstellt, dass diese beim Befragten immer auf die gleiche Art verstanden wird, egal welche Befragungsform verwendet wird.

 

Dafür sind folgende Maßnahmen geeignet (Dillman, 2007):

  • Angleichung der Fragen und Antwortkategorien in allen Befragungsmodi.

    Das bedeutet, dass es nun egal ist, ob die Befragung mit einem schriftlichen Fragebogen zum Selbstausfüllen, oder per telefonischem Interview durchgeführt wird, solange in beiden Modi jeweils die exakt gleiche Formulierung der Frage und die selben Antwortmöglichkeiten gegeben sind. Die Antwortalternativen sollen nun auch beim schriftlichen Fragebogen in der Fragestellung genannt werden.

  • Reduktion der Antwortkategorien.

    Die Möglichkeiten von Skalen-Längen variieren stark in den verschiedenen Befragungsmodi. Persönliche Interviews erlauben sogar bis zu Elfer-Skalierungen, die dem Befragten mit Hilfsmitteln visuell dargestellt werden können. Bei Telefon-Interviews ist das nicht möglich und der Befragte kann sich nicht so viele unterschiedliche Skalenausprägungen merken, wenn sie ihm nur verbal geboten werden. Daher sind hier die Skalen meist nicht so stark ausdifferenziert. Will man nun eine Studie als Mixed-Mode-Befragung durchführen, so muss eine gemeinsame Basis gefunden werden. Hier gilt das Prinzip “weniger ist mehr”, zumindest sollte sich die Skalierung am schwächsten Modus orientieren.

  • Angleichung der „visuellen“ Darstellung von Skalen.

    Wie oben schon erwähnt gibt es bei telefonischen Befragungen nicht die Möglichkeit, einen visuellen Stimulus anzubieten. Bei allen anderen Vorgehensweisen ist dies möglich. Daher muss auch hier ein gemeinsamer Weg gefunden werden, dies anzugleichen. Bildliche Metaphern können hier als Lösung eingesetzt werden. Der Befragte soll sich etwa eine Leiter mit zehn Stufen vorstellen oder ein Thermometer mit einer Skala. So kann sowohl in telefonischen Interviews, als auch in persönlichen und schriftlichen Befragungen die gleiche Symbolik verwendet werden. Die Antworten sollten demnach nicht von der Befragungsform abhängig sein.

  • Vorsicht bei Filterführungen.

    Filter können bei computergestützten Befragungen, per CATI, CAPI oder Online, eingebaut werden, ohne dass der Befragte die Filterung bemerkt. Bei schriftlichen Fragebögen können komplizierte Filterführungen für den Befragten schwer zu bearbeiten sein und somit zu einer hohen Abbruchrate führen. Daher muss eine Lösung gefunden werden, die auch bei schriftlichen Befragungen nicht zu Verzerrungen führt. Das Ausformulieren von Merkmalen, die die Filterung hervorrufen, ist zu empfehlen.

    Beispiel: Wenn sie Hauseigentümer sind, berufstätig und ihr jährliches Einkommen bei über 20.000 € brutto liegt, dann beantworten Sie bitte Frage xy.

    Das ist viel besser, als: Wenn sie bei Frage 4 mit ja und bei Frage 16 mit nein geantwortet haben und wenn sie bei Frage 20 in der dritten Kategorie liegen, dann … .

    Dennoch sollten im Allgemeinen Filter-Fragen nur im Notfall eingesetzt werden. Sind Filtermerkmale bereits bekannt (etwa bei Panelbefragungen), sollten von vornherein verschiedene Fragebogenversionen versendet werden.

  • Auf Reihenstellungseffekte achten.
    Reihenstellungs- und Ausstrahlungseffekte können sowohl bei schriftlichen, als auch telefonischen und persönlichen Befragungen auftreten. Daher sollen durch Pretests mögliche Effekte aufgedeckt werden und mehrere Versionen von Frage-Reihenfolgen in allen Modi verwendet werden. So können sich mögliche negative Einflüsse durch den Kontext wieder ausgleichen.
  • Interviewer-Dialog auch für selbst-administrierte Befragungsformen in Erwägung ziehen.

    In Interviewer-Situationen wird der Befragte durch Lob des Interviewers motiviert. Bei einer Frage, die der Befragte nicht beantworten kann, wird der Interviewer ihm zu weiterem Nachdenken oder zum Abschätzen der Antwort raten. Das ist bei z.B. schriftlichen Fragebögen nicht der Fall. Es kann jedoch sinnvoll sein, auch hier den Befragten durch schriftliche Anweisungen zum Antworten zu ermutigen.

     

Fazit: Die befragten Personen sollten in allen Erhebungsmodi die Möglichkeit haben, auf die gleiche Weise zu antworten. Dafür müssen die Fragen exakt gleich gestellt werden und die Antwortkategorien dieselben sein. Nachteile eines Modus dürfen sich nicht verzerrend auf die Gesamterhebung auswirken. Die anderen Modi müssen zugunsten des schwächsten Abstriche machen. Der Ansatz kann somit nur funktionieren, wenn eine Angleichung aller eingesetzten Befragungsformen konsequent verfolgt wird. Denn: eine Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied.