2. Vorbereitung von qualitativen Interviews

Qualitative Interviews sollten gut vorbereitet werden, damit die relevante Information  gewonnen werden kann.

Als Vorbereitung von qualitativen Interviews sind vor allem die personellen, technischen, zeitlichen und situativen Voraussetzungen relevant.

  • Organisation geeigneter Interviewer.
    Natürlich müssen ausgebildete Interviewer zur Verfügung stehen.
    Dabei ist nicht nur fachliche Erfahrung und Training, sondern mindestens ebenso Einfühlungsvermögen und thematisches Interesse wesentlich.
    Bei einer anspruchsvollen Thematik (etwa Wissenschaft, spezielles Wirtschaftsgebiet, Subkultur oder Kunst), kann es zudem erforderlich sein, dass sich der Interviewer zunächst einarbeitet. Nur so können gezielt Fragen gestellt werden, das Gesagte Ausgewertet und der Respekt des Gegenübers gewonnen werden.
  • Ohne Interviewpartner kein Interview.
    Passende Termine mit ausreichend Zeitpolster zum nächsten Termin sind wesentlich.
    Vorausblickende Organisation erspart hier lästige Wartezeiten und auf der anderen Seite Zeitdruck, weil ein Interview noch läuft, während der nächste Termin drängt.
    Erfolgt das Interview nicht am Arbeitsplatz, dann ist meist der frühe Abend ein guter Termin, da hier die Personen verfügbar sind aber noch Zeit nach hinten besteht, falls sich das Interview ausdehnt.
  • Ermöglichung der Aufzeichnung von Antworten und Reaktionen.
    Inhalte des Interviews müssen natürlich ausgewertet werden. Dafür ist eine Aufzeichnung notwendig.
    Das geschieht entweder mit Papier und Stift, besser aber mit einem digitalen Aufzeichnungsgerät (Diktiergerät), ggf. sogar einer Videoaufnahme.
    Alle Geräte müssen vorab überprüft und getestet werden, Strom und frische Batterien vorhanden sein, idealerweise sogar ein Ersatzgerät verfügbar gehalten werden.
    Bei besonders hochwertigen Interviewpartnern sollte zur Sicherheit doppelt aufgezeichnet werden.
  • Material zum Mitschreiben von Stichpunkten.
    In späteren Phasen des Interviews kommt man oftmals wieder auf bereits gesagtes zurück.
    dafür empfiehlt es sich wichtige Äußerungen schriftlich festzuhalten, um diese nicht zu vergessen und später wieder erwähnen zu können.
    Das sollte auf einem kleinen Block geschehen.
    Große Notebooks, in die der Interviewer tippt, lenken erfahrungsgemäß zu stark den Gesprächspartner ab, verhindern auch aktives Zuhören des Interviewers.
  • Vorbereiten von Stimulusmaterial.
    Oft wird in Interviews Stimulusmaterial eingesetzt wie z.B. Werbematerial, Fotos oder Produkte, die den Interviewpartner vorgelegt werden.
    Dieses sollte entsprechend vorbereitet und vorab getestet werden.
    Auch Material, das für bestimmte Methoden benötigt wird, wie Pinnwände oder Bastelbedarf sollte vorab auf Vollständigkeit überprüft sein.
  • Vorbereitung einer passenden Umgebung.
    Für ein Interview ist Störungsfreiheit und Entspannung essentiell. Der Interviewer sollten von Beginn an eine gelockerte Atmosphäre schaffen.
    Telefon, Besucher, andere Anwesende Personen, Ablenkung und Lärm sollten ausgeschlossen werden.
    Ein privater Raum mit kleinem Tisch ggf. Kaffee und Knabbereien und entspannten Sitzgelegenheiten hat sich dafür bewährt.
    Das alles sollte in ausreichender Menge vorhanden sein.
  • Einplanung von ausreichend Zeit.
    Zeit ist eine kritische Ressourcen bei qualitativen Interviews.
    Zu jeder Zeit muss der Interviewer den Eindruck haben, dass er die wichtigste Person ist. Stress des Moderators zerstört die entspannte Atmosphäre, Zeitdruck, Blicke auf die Uhr und anderes sind Gift für den Erfolg des Interviews.
    Buchungen von Räumen und Vorbereitung einer entspannten Atmosphäre, sind daher frühzeitig zu organisieren.
    Auch sollten die Interviewpartner möglichst bereits ein paar Wochen vorher kontaktiert worden und Termine ausgemacht worden sein.
    Etwa zwei Tage vorher hat sich ein kurzer ‘Erinnerungsanruf’ bewährt.
  • Pretest des Arrangements.
    Sind alle Vorbereitungen getroffen, können letzte Optimierungen durch einen Pretest des gesamten Arrangements mit den später verwendeten Interviewern erfolgen.
    Das hilft Sicherheit im Prozess aufzubauen und bisher verborgene letzte Fehler zu entdecken (z.B. im Stimulusmaterial oder den Anweisungen an die Befragten).