8. Fokus Blogs als Methode der Online-Marktforschung

Insbesondere Fokus-Blogs bieten neue Chancen für die Marktforschung.
Bei einem Fokus Blog handelt sich um einen geschlossenen Teilnehmerkreis, der sich frei mit einem Themenfeld beschäftigt und dieses im Internet kommuniziert. Der Zugang zum Internet ist heute auch mit dem Mobiltelefon möglich. So können die Teilnehmer beispielsweise mit dem Mobiltelefon ein Foto machen, während sie unterwegs sind und dieses sofort hochladen.

Barbara von Corvin – Projektleiterin, H,T,P Concept

Fokus Blogs sind im Vergleich zum Fragebogen deutlich weniger gesteuert. Teilnehmer sagen relativ frei, was ihnen zu einem bestimmten Thema gerade einfällt und inspirieren sich dabei gegenseitig (Lesen der Beiträge anderer Teilnehmer).
Gruppen-Effekte innerhalb einer Blog-Gruppe, sowie die Auskunftsfreudigkeit der Teilnehmer auch bei Themen, über die man normalerweise weniger spricht, sind immer wieder spannend zu beobachten. Die Befragungsteilnehmer können antworten bzw. Beiträge zu einem Thema schreiben, wann immer sie wollen, wenn Ihnen gerade etwas durch den Kopf geht oder sie etwas Bestimmtes erlebt haben. Sie fühlen sich dabei gleichzeitig anonym und können sehr offen sein. Dadurch wird Nähe zum Untersuchungsgegenstand und zur Zielgruppe geschaffen.

Wie bei jeder Methode gibt es auch hier klare Grenzen: An Grenzen stößt man bei Fokus Blogs, da keine wirkliche Explorationsmöglichkeit besteht. Man sagt nur soviel, wie man in einem bestimmten Moment gerade sagen möchte, ein Nachhaken ist nur zeitversetzt möglich. Die Herausforderung ist , die Teilnehmer dazu zu motivieren, mehr zu schreiben als nur ein paar Stichworte und dadurch oberflächliche Antworten zu vermeiden. Man sollte daher immer am Ball bleiben, die Teilnehmer konsequent motivieren und stimulieren, um möglichst viele Informationen zu einem bestimmten Thema zu erhalten.

Durch diesen multimedialen Ansatz können viele Zielgruppen erreicht werden. Beispielsweise ist es heute möglich, eine 60-jährige Hausfrau zu erreichen, die in ihren Kochtopf fotografiert und das Bildmaterial online stellt und mit einem Studenten über dessen Kochgewohnheiten diskutiert.

Der Ansatz ist für vielfältige Forschungsfragen einsetzbar. Auch sensible Fragestellungen, beispielsweise zu Krankheiten, lassen sich hier gut untersuchen, da der Teilnehmer anonym bleiben kann und sich zum Zeitpunkt des Beitrages alleine in seinem gewohnten Umfeld befindet und daher die Hemmschwelle über ein intimes Thema zu sprechen, geringer ist.
Beispiele für Fragestellungen sind:
„Wie ziehst Du Dich an?”
„Eine Woche lang Werbung sammeln, die einen anspricht!”
„Was erlebst Du mit Deinem Handy? Was freut Dich? Was nervt? Was wünscht Du Dir?”
„Wie putzt Du?”

Ein Fokus-Blog hat wegen der Onlinepräsenz den Vorteil, dass für den Forscher während der Feldarbeit ständige Transparenz besteht und er einen Live-Eindruck hat.
Es besteht die Möglichkeit eines ständigen Feedbacks und einer Ad-Hoc Analyse durch eine Online Projektleitung.
Ebenfalls gibt es die kontinuierliche Möglichkeit, neue Fragestellungen einzubringen.

Die Rekrutierung der Teilnehmer erfolgt meist offline, um Nähe zu den Teilnehmern und dadurch Motivation zur Beteiligung zu schaffen.
Zudem dient die offline Rekrutierung der Qualitätssicherung. Es werden dabei marketingrelevante Zielgruppenkriterien beachtet. Besonders erfolgsrelevant sind Communitybildende Merkmale in Hinblick auf das Thema des Blogs als Schnittstelle zwischen den Teilnehmern. Geht es beispielsweise um Heftpflaster, kann man Mütter einladen, die ihre Kinder verarzten, Ärzte, Apotheker, Krankenschwestern, Hautspezialisten und Hersteller.

Konkrete Tipps zu Fokus-Blogs sind:

  • Das Layout sollte immer auf die Frage abgestimmt sein. Auch das dient der Motivation für die Teilnahme.
  • Die Teilnehmeranzahl sollte zwischen 10 bis 25 Teilnehmern liegen. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass ein Teilnehmer schon einen Beitrag eines anderen Teilnehmers vorfindet und dies den Einstieg zum eigenen Beitrag erleichtert. Zu viele Teilnehmer können jedoch einen anonymen Charakter hervorrufen.
  • Die Laufzeit eines Blogs beträgt sieben bis 14 Tage. Nach zwei bis drei Tagen ist die Vorgabe eines neuen Stimulus, beispielsweise eine neue Frage, zur Motivation notwendig. Diese Stimuli sollten in der Sprache der Teilnehmer formuliert werden.
  • Bei der Aufgabenstellung sollten gleichförmige Wiederholungen vermieden werden. Beispielsweise sollte nicht nur danach gefragt werden, was während der Laufzeit des Blogs getrunken wird, sondern man sollte verschiedene Merkmale beschreiben lassen, wie zum Beispiel den Geschmack oder die Verpackung der Getränke.
  • Die Moderation erfordert ein ständiges Verfolgen des Blogs. Der Moderator sollte stets präsent sein, um eine fortwährende Motivationgewährleisten zu können, welche durch das Vorgeben neuer Tasks und Stimuli erfolgt.
  • Ein Unternehmen, das mit Fokus Blogs arbeitet, braucht einen internen IT- Bereich, ein 24 h Helpdesk und eine unmittelbare Kooperation zwischen Helpdesk und Administration.