10. Frauen, Männer und Karriere auf dem Arbeitsmarkt

Frauen haben in der Gesellschaft traditionell mitgearbeitet und zwar nicht nur im Haushalt, sondern in verschiedenen Gewerben und im Agrarsektor, der lange Zeit die Gesellschaft prägte.
Erst im Zeitalter der Industrialisierung gab es eine kurze Phase in der für breite Schichten ein Mann alleine eine Familie ernähren konnte und wollte.
Diese Phase ist vorbei.
Zentrale Gründe dafür sind:

  • demografische Notwendigkeiten
    Da nicht mehr genügend qualifizierte Personen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wurden und werden Frauen als Ressource erschlossen.
  • Single-Gesellschaft
    Alleinstehende Frauen nehmen zu und müssen sich selbst versorgen.
  • zurückgehende Kinderzahlen
    Ohne die Arbeitsbelastung durch Kinder können Frauen ihre freien Kapazitäten auf dem Arbeitsmarkt verkaufen.
  • wirtschaftliche Notwendigkeiten
    Die kaufkraftbereinigte Netto-Lohnentwicklung in Deutschland macht es zunehmend erforderlich, dass Frauen arbeiten.
  • ideologische Werte
    Eine starke Gesellschaftsideologie geht davon aus, dass zwischen Frauen und Männern keine Unterschiede bestehen und schon gar nicht bestehen sollten.
    Wo Unterschiede vorhanden sind, werden diese bekämpft. Das betrifft den Anteil und die Positionen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt.

In so fern nähert sich die Gesellschaft wieder dem lange Zeit normalen Zustand an, dass Frauen arbeiten.

Betrachtet man sich die Entwicklung, fällt auf, dass Frauen bereits nahezu in dem Ausmaß wie Männer für den Arbeitsmarkt erschlossen sind.
So waren bei der Bevölkerung von 15 bis 65 Jahren im Jahr 1959 noch 91 Prozent der Männer und erst 47 Prozent der Frauen erwerbstätig. Bis zum Jahr 2009 haben sich die Werte auf 82 Prozent für Männer und 70 Prozent für Frauen verschoben (Statistisches Bundesamt 2011). Vor dem Hintergrund der Ausfälle durch Nachwuchs ist ersichtlich, dass das Potenzial an Frauen quantitativ weitgehend ausgeschöpft ist, ggf. ließen sich noch 5 Prozent mehr “ausreizen”. Durch immer längere Ausbildungszeiten wird sich die Quote eher nach unten verschieben.
Bei Männern ist die Quote ohnehin gesunken, was unter anderem an längeren Ausbildungszeiten liegt. Für die Politik legt das den Fokus vor dem Hintergrund der demografischen Schwindung von arbeitsfähigen Personen auf die Lebensarbeitszeit, konkret auf die kurzfristigen Stellschrauben “Erhöhung des Renteneintrittsalters” und “kürzere Ausbildung”. Langfristig könnte jedoch nur eine aktive Bevölkerungspolitik das Resourcenproblem für den Wirtschaftsstandort lösen.

In der öffentlichen Diskussion beherrscht auch weniger das Thema der quantitativen Erschließung des Arbeitsmarktes für Frauen die Agenda. Stattdessen wird die qualitative Erschießung thematisiert, was sich ganz speziell an den Werten Geld (Bezahlung) und Macht (Führungspositionen) festmacht. Davon handelt das nächste Kapitel.