Ein geschulter Moderator ist von zentraler Bedeutung für den Erfolg von Gruppendiskussionen.
Die Aufgaben des Moderators sind hier sehr ähnlich wie bei qualitativen Interviews, haben jedoch auch ein paar Besonderheiten.
Konkret sollten folgende Schritte durchgeführt werden:
- Zunächst hat der Moderator die Aufgabe die Teilnehmer zu begrüßen, sich den Teilnehmern vorzustellen und eine lockere undangenehme Atmosphäre zu schaffen. Ohne Vertrauen und positive Beziehung öffnen sich die Interviewpartner nicht.
In Gruppendiskussionen sollte (ergänzend zur Situation bei qualitativen Interviews) nicht nur zum Moderator eine möglichst vertrauensvolle und entspannte Beziehung herrschen, sondern auch zu den anderen Teilnehmern.
Gut ist, wenn die Teilnehmer sich auch schon gegenseitig bekannt machen und Small-Talk halten, bis alle Teilnehmer eingetroffen sind.
Getränke und kleine Snacks sind geeignet die Situation weiter aufzulockern und eine Beziehung aufzubauen. - Sind alle Teilnehmer da, erfolgt ein kurzes Briefing.
Der Moderator erklärt, was eine Gruppendiskussion ist und wie diese Gruppendiskussion abläuft.
Er sollte darauf hinweisen, dass es keine falschen Antworten gibt und klar stellen, wenn sich Auftraggeber oder andere Personen hinter einer Spiegelwand befinden oder die Diskussion aufgezeichnet wird. Die Einwilligung des Befragten ist dazu unbedingt erforderlich!
Auch sollten in dieser Phase alle Fragen der Teilnehmer geklärt werden. - Die Diskussion anstoßen.
Zum Anfang sollte eine möglichst offene Einstiegsfrage zum Problemkontext gestellt werden, die den Befragten die Möglichkeit gibt, von persönlichen Erfahrungen zu sprechen.
Beispiel: “Ich möchte mit Ihnen ein Interview zum Thema X führen. Was fällt Ihnen dazu spontan alles ein?” - Das Gespräch aufmerksam verfolgen.
Um später Rückfragen zu stellen und die Teilnehmer erneut mit Inhalten zu konfrontieren, ist es erforderlich, wichtige Inhalte des Gesagten festzuhalten. Das sollte auf einem kleinen Schreibblock geschehen.
Mitunter drücken Interviewpartner etwas indirekt zwischen den Zeilen aus oder verwenden Ironie und Zynismus. Das sollte der Interviewer bemerken und mit entsprechenden Verständnisfragen unbedingt klären. Ein Übersehen oder Verlassen auf die eigene Interpretation ist hier verkehrt.
Auch sollten Aspekte des Gespräches vermerkt werden, die mit der Tonaufzeichnung nicht erfasst werden können. Vor allem emotionale Reaktionen (z.B. in der Mimik) sind hier relevant. Diese Reaktionen können für die Auswertung nützlich sein oder aber auch direkt angesprochen werden, um weitere Informationen zu erhalten. - Den Gesprächsfluss aufrecht erhalten.
Eine wichtige Funktion des Moderators während der Diskussion ist, durch ermutigende, zustimmende Bemerkungen wie „hm“, „ja“ oder auch durch Umschreibungen und Wiederholungen die Teilnehmer zu weiteren oder neuen Äußerungen zu motivieren. Auch Lob für gute Beiträge kann helfen, die Diskussion in Gang zu bringen.
Auch eignen sich manchmal provozierende Bemerkungen, um Diskussionen anzuregen.
“Da Ihnen offenbar nicht mehr einfällt, ist anscheinend alles in Ordnung mit der Leistung und Kundenorientierung der Mobilfunkunternehmen?” - Den Gesprächsverlauf aufzeigen.
Meist ist es bei Gruppendiskussionen wichtig, Ergebnisse und Ideen aufzuzeichnen (etwa auf einer Pinnwand).
So kann sich gerade bei kreativen Gruppendiskussionen die Gruppe an dieser gemeinsamen Basis orientieren und ihre Gedanken weiter entwickeln. - Das Gespräch steuern.
Um Gespräche zu strukturieren und z.B. mehrere Fragen nacheinander in der Gruppe zu diskutieren, kommt es zum Einsatz eines Interviewleitfadens.
Der Leitfaden im Interview dient vor allem dem Interviewer dazu, einige Ankerpunkte im Verlauf des Gesprächs zu haben. Wie auch bei qualitativen Interviews wird man hier vom allgemeinen beginnend zum besonderen Fragen.
Läuft die Diskussion ab vom Thema, kann der Leiter die Diskussion wieder zurück zum Thema bringen. - Wichtig sind dann eine gezielte Steuerung und Kontrolle der Gruppenentwicklung, sowie ein Gespür für Gruppen(entscheidungs)phänomene und einen zielgerichteten Umgang mit der eigenen Rolle und der eines jeden einzelnen Teilnehmers.
Aufgabe des Moderators ist das Einbeziehen aller Teilnehmer, die direkte Ansprache von denen, die sich wenig beteiligen und das Bremsen von so genannten Vielrednern. Da der Moderator selbst Teil der Gruppe ist, besteht die Gefahr, dass Machtkämpfe um die Vorherrschaft mit dominanten Mitgliedern innerhalb der Gruppe entstehen. Hier sollte der Moderator ausweichen und andere Personen, die wenig sagen, zum Reden ermuntern.
- Der Interviewer sollte den Interviewereinfluss möglichst einschränken.
Inhaltliche Einflussnahme sollte man als Moderator stets vermeiden. Das gilt sowohl beim Fragen, als auch bei Interpretationen.
Der Interviewer sollte dafür nur das absolut Nötigste sprechen, es geht darum Information zu Gewinnen, nicht zu vermitteln!
Rückfragen der Teilnehmer an der Gruppendiskussion sollten ganz neutral aufgefangen werden.
Falsch:
Aussagen interpretieren oder bewerten, eigene Meinungen zeigen, (insbesondere negative) Werturteile geben, eigene Erfahrungen erzählen, Ratschläge geben, Status oder andere Symbole betonen, die auf eigene Einstellungen schließen lassen könnten (Kleidung oder Inventar im Zimmer). - Das Gespräch beenden.
Hier ist ein ausdrücklicher Dank angebracht und die Erwähnung, dass ein wichtiger Beitrag geleistet wurde.
Auch bietet sich die Chance, nochmals Informationen zu erhalten: “Fällt Ihnen sonst noch etwas ein in diesem Kontext?”
Zudem sollte der Befragte die Möglichkeit haben, selbst Fragen zu stellen.
Tipp: Oft wird gerade etwas Wichtiges gesagt, wenn das Aufnahmegerät bereits ausgeschaltet ist.
Daher sollte man immer etwas zum Schreiben bereit halten. - Nachfassen.
Bei vorherigem Einverständnis kann man die Teilnehmer einen Tag nach der Befragung nochmals kontaktieren.
Oftmals ist diesen noch etwas Wesentliches eingefallen. So lassen sich letzte Ideen ausschöpfen und nochmals ein Dank aussprechen.
Anke Bathelt – Projektleiterin, klare Antworten GmbH / TNS Infratest |
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„Wenn aufgrund der Meinungsäußerung eines Teilnehmers gelacht wird, muss es die Aufgabe des Moderators sein, das Gruppenmitglied vor dem Gefühl der Scham und dadurch dem Rückzug aus der Gruppe zu beschützen. Er kann beispielsweise offen kundtun, dieselbe Meinung zu vertreten, oder ähnliches erlebt zu haben.“ |
Der Leitfaden sollte auch hier dem Moderator Ankerpunkte liefern, um zu helfen, wichtige Punkte, die mit dem Auftraggeber festgelegt wurden, nicht zu vergessen und Schwerpunkte zu setzen. Er sollte aber auch hier nicht zu starr sein, um die Möglichkeit einer lebhaften Diskussion zu gewährleisten.