Viele denken, dass Teamarbeit im Kern bedeutet, dass man gemeinsam an etwas arbeitet. Das ist ein Irrtum. Viele denken auch, dass die Erfolgsfaktoren nur im Team selbst zu finden sind. Auch das ist ein Irrtum.
Hier setzt das Kapitel an. Es schafft mit einer Definition Klarheit darüber, was Teamarbeit ist. Dann zeigt es, wie wichtig bei den Erfolgsfaktoren der Blick auf den gesamten Kontext ist. Das System, in dem ein Team eingebettet ist, entscheidet. Als Vorbereitung für die weiteren Kapitel skizziert es die zentralen Herausforderungen beim Einsatz von Teams. …

In diesem Beitrag:
Teamarbeit: Definition und Merkmale
Was ist Teamarbeit? Den Kern trifft folgende Definition:
Das Besondere an Teamarbeit ist also nicht das arbeitsteilige Bearbeiten von Aufgaben. Aufgabenteilung hat man auch bei einzelnen Mitarbeitern, die direktiv von einem Chef geführt werden. Das besondere ist die Autonomie über weite Bereiche der Zusammenarbeit. Mit dieser Selbstorganisation gehen wichtige Merkmale von Teamarbeit einher:
- Intensivere Kommunikation. Mitarbeiter in Teams kommunizieren mehr miteinander, sie müssen sich selbst abstimmen und Koordinieren.
- Mehr Entscheidungen. Autonomie in Teams führt dazu, dass die Teammitglieder sich mehr mit Entscheidungen befassen, die sonst eine Führungskraft treffen würde.
- Teamgeist. Teams entwickeln ein stärkeres Wir-Gefühl, eine soziale Identität und Bindungskraft. Man nennt das Gruppenkohäsion.
- Selbständigkeit. Es hört sich erst einmal paradox an. Warum sollte jemand selbständiger sein, wenn er doch im Team arbeitet? Tatsächlich bedeutet Arbeitsteilung, dass Teammitglieder häufig eine bestimmte Rolle wahrnehmen und zuverlässig erfüllen müssen – ganz ohne dass ihnen ein Chef ständig „über die Schulter“ blickt.
Diese Merkmale der Teamarbeit haben auch Konsequenzen für die Anforderungen an Mitarbeiter. Das Schlagwort Teamfähigkeit fasst vieles zusammen, was Kommunikation, Miteinander und zuverlässige selbständige Arbeit beeinflusst.
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Teams sind im Trend. Die Realität ist aber: Viele akzeptieren einfach, dass Teams oft unproduktiv und Teamentscheidungen schlecht sind, die Mitglieder sich bremsen statt fördern…
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Teamarbeit ist kein Selbstläufer. Die Erfolgsfaktoren zeigt der nächste Abschnitt.
Teamarbeit: Erfolgsfaktoren
Was sind Erfolgsfaktoren für Teamarbeit? Viele konzentrieren sich dabei nur auf die Teams selbst. Das ist zu kurz gegriffen. Ein Blick auf den Kontext ist entscheidend. Teams bestehen nicht einfach für sich isoliert. Sie sind in einen Kontext eingebunden, den folgende Abbildung darstellt. Man kann dabei grob verschiedene Strukturebenen abgrenzen: Individuen, die in einem Team eingebunden sind, Teams, die in Organisationen eingebettet sind und die Umwelt, in der die Organisationen sind (vgl. Mathieu et al., 2008).

Mit diesem Kontext bestehen deutliche Wechselwirkungen zum Team. Es gilt daher die einzelnen Erfolgsfaktoren im Kontext zu optimieren.
Neben den Strukturebenen bestehen auch auf jeder Ebene Prozesse. Zum Einen verändert sich das Team selbst. Bei der Veränderung von Teams spielen besonders Teamentwicklungsphasen eine wichtige Rolle, die ebenfalls in einem eigenen Kapitel behandelt werden. Zum Anderen gehören zu den Prozessen auch die Aufgaben, die ein Team zu erledigen hat. Je nach Gestaltung dieser Aufgaben sind sie generell für Teamarbeit geeignet oder eben auch nicht, funktionieren Teams besser oder schlechter.
Diese erweiterte Perspektive auf Teams, die den gesamten Kontext mit berücksichtigt, ist entscheidend für erfolgreiche Teamarbeit. Das ist ein Leitgedanke im weiteren Text.
Die größten Herausforderungen bei Teamarbeit in der Praxis sind Thema im nächsten Abschnitt.
Teamarbeit: Herausforderungen in der Praxis
Teams sind Zeitgeist und gerade „in“. Dennoch sollte man nicht kritiklos euphorisch sein. Teams sind nicht automatisch Garant für höhere Produktivität. Ein Team kann je nach Arbeitsaufgabe, Kontext, Zusammensetzung oder Führung desselben Segen oder Fluch sein. So gibt es Fälle, bei denen Teamarbeit tatsächlich erst eine Erschließung des Potenzials der einzelnen Mitglieder ermöglicht. Auf der anderen Seite gibt es viele Beispiele für Teams die scheitern und die Produktivität einzelner Mitarbeiter abwürgen.
In der Praxis geht es darum Teams aufzubauen, in denen der einzelne über sich selbst hinaus wächst – und Teams zu vermeiden, die den einzelnen abwürgen und die Motivation und Handlungsfähigkeit der Mitglieder ersticken. Gerade weil man um Teams in der Praxis nicht mehr herum kommt, ist zu klären, wann diese eher sinnlos eingesetzt werden, wie das zu vermeiden ist und unter welchen Bedingungen die Teamleistung maximal ist. Wichtige Herausforderungen in der Praxis sind:
- Wie sieht ein teamorientierter Kontext aus, was brauchen Teams, um zu leben, was erstickt sie?
- Welche Aufgaben eigenen sich für Teamarbeit, wann sollten Teams und Gruppen eingesetzt werden, wann lieber nicht?
- Wie können leistungsfähige Teams zusammengestellt werden?
- Wie kann man bestehende Teams entwickeln und pflegen?
Die zahlreichen folgenden Kapitel fassen dazu den Stand der wirtschaftspsychologischen Forschung praxisnah zusammen.
Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung.
Teamarbeit: Literatur
Aktuelle Literatur-Tipps zu Teamarbeit.
- Erger, Raimund (Autor)
- 160 Seiten - 31.10.2012 (Veröffentlichungsdatum) - Cornelsen Verlag (Herausgeber)
- Becker, Florian (Autor)
- 116 Seiten - 04.04.2016 (Veröffentlichungsdatum) - Springer (Herausgeber)
- Gellert, Manfred (Autor)
- 420 Seiten - 01.01.2007 (Veröffentlichungsdatum) - Limmer, C (Herausgeber)
- Johannes Herwig-Lempp (Autor)
- 253 Seiten - 18.04.2016 (Veröffentlichungsdatum) - Vandenhoeck & Ruprecht (Herausgeber)
- König, Oliver (Autor)
- 128 Seiten - 25.06.2020 (Veröffentlichungsdatum) - Carl-Auer Verlag GmbH (Herausgeber)
Das nächste Kapitel stellt die Eigenschaften von Teams vor und grenzt sie von anderen sozialen Gruppen ab.